Ein Interview mit Rebecca, Doula in Hamburg und selbst ü40 Mama.
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Doula Hamburg im Interview: Selbst ü40 Mama

Doula Hamburg, ein Interview mit Rebecca!

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Stell dich doch bitte kurz vor. Wie alt bist du? Hast du schon Kinder und falls ja, wie alt warst du bei ihren Geburten? 

Hey, ich bin Rebecca. 45 Jahre jung 😉 und lebe in einer Patchwork-Familie in Hamburg Altona. Meine Tochter ist 14 – ich war 30 bei ihrer Geburt, mein Sohn ist  2 –  da war ich 42 als ich ihn geboren habe – dann gehören noch eine 18-jährige und eine 13-jährige zu unserer bunten Familie, die nicht immer bei uns wohnen. Mit meiner Tochter lebte ich quasi von Beginn an alleine, da ich mich direkt nach ihrer Geburt aus einer kurzen und traumatischen Beziehung gelöst habe. Das Bild einer glücklichen und heilen Familie musste ich zunächst schmerzlich hinter mir lassen. Kurz vor ihrem 10. Geburtstag lernte ich endlich meinen Lieblingspartner kennen. 

Wie bist du zu deinem Berufswunsch gekommen?

Ich hatte einen langen Findungsweg. Habe ingesamt ca. 15 Jahre als Designerin gearbeitet, nach der Geburt meiner Tochter spürte dass ich, dass ich was verändern möchte, wusste nur nicht in welche Richtung. Weg vom Computer und hin zu Menschen. So machte ich mich mich auf die Suche, über eine Ausbildung zur Körpertherapeutin, Kuchen backen und ein Café leiten, zwischendurch begleitete ich meine erste Geburt und überlegte wie ich in meinem Single-Muttersein die Ausbildung Hebamme machen könnte, war auch im Umweltschutz tätig, bis 2020 eine Doula in meinem Laden stand.

Ich war völlig fasziniert und kannte Doulas bis dahin nicht. Das war so groß und noch so weit weg für mich. Ich beschäftige mich zu der Zeit viel mit Müttern, Kinderwunsch, Schwangerschaft und schwanger werden und mit Geburt. Schließlich wurde ich wieder schwanger und engagierte die Doula, die ich kennengelernt hatte, und obwohl sie letztendlich nicht bei der Geburt meines Sohnes dabei war, weil der Kleine sich etwas früh auf den Weg gemacht hatte, habe ich durch sie so viel Wissen und eigene Stärke in der Schwangerschaft erlangt, dass ich eine sehr schöne Geburt hatte.

Ganz ihm Gegensatz zu meiner ersten Geburt. Nach meiner ersten Geburt damals, war mir immer klar, dass sie nur so blöd verlaufen ist, weil gefühlt keiner für mich da war.

Das hatte ich immer im Kopf, wenn jemand da gewesen wäre, die mich an die Hand genommen hätte, wäre auch die Geburt schön gewesen.

Die Bedingungen waren damals, bis ich den Kreißsaal betreten hatte, mehr als gut. Und dann übernahmen andere Menschen diesen Weg, ohne mich und meine Bedürfnisse zu kennen, das war nicht gut. Ich wurde überrollt und viel zu viel alleine gelassen. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Geburt zu verstehen und mit gestalten zu können.

Nach der Geburt meines Sohnes, war klar, ich möchte Doula sein und Frauen begleiten, ihre Geburt voll unterstützt erleben zu können.

Unterschied zwischen Hebamme und Doula

Kannst du bitte kurz beschreiben, wie eine Doula unterstützt und was sie von einer Hebamme unterscheidet?

Als Doula in Hamburg schaue ich mit der Schwangeren (und ggf. ihrem Partner), dass sie die Geburt erlebt, die zu ihr passt und die sie sich wünscht. Ich bin eine gute Freundin in der Schwangerschaft, bestückt mit vielen Fachkenntnissen für eine angehende Schwangerschaft und sanftere Geburt, einer großen Portion Empathie, Ehrlichkeit und Fürsorge. Ich sehe die Frau und bin für sie da!

Schwanger und vor allem bei der Geburt, bin und bleibe ich dauerhaft an ihrer Seite und versorge sie mit dem was sie braucht. Mental und körperlich. Mit Massagen, Zuspruch, Positionen, ich unterstütze sie, wenn sie noch zuhause ist in der Latenzphase, begleite sie in den Kreißsaal, auf Wunsch übernehme ich einen Teil der Kommunikation, atme mit ihr, leite sie durch Entspannungstechniken, stehe bei Fragen als Sparringspartnerin zur Seite, biete verschiedenes an, was ihr gut tun könnte. Ich arbeite ergänzend zur Hebamme, die die Geburt (medizinisch) überwacht, begleitet und für Gesundheit von Mutter und Baby sorgt. Gemeinsam mit der Hebamme bilden wir ein wunderbares Geburtsteam für die Frau und sind ganzheitlich für sie da. Nach der Geburt bin ich weiterhin für die Familie da und biete Support bei Fragen im Umgang mit dem Baby oder vermittele weiter an entsprechende Personen. Auch ergänzend zur Hebamme.

Doula Hamburg: In welchem Einzugsgebiet bist du tätig?

Momentan betreue ich Schwangere in ganz Hamburg, denn eine Geburt ist besonders intim und für jede Frau gibt es die passende Doula, die sie zur Geburt einlädt. Ich möchte mich nicht auf einen Bezirk beschränken, um Frauen diesen Support zu ermöglichen.

Doula Kosten: Übernimmt die Krankenkasse auch die Kosten für eine Doula?

Bisher leider noch nicht. Es gibt manchmal die Möglichkeit, die Rufbereitschaft von der Krankenkasse erstattet zu bekommen.  Es lohnt sich immer, die Wunsch Doula zu kontaktieren und nach Zahlungsmodalitäten zu fragen, falls die Bezahlung schwer möglich erscheint. Eine gute Möglichkeit ist auch sich eine Doula Begleitung zur Geburt des Babys zu wünschen, anstatt zu viel Kleidung, Schnuller oder sonstiges geschenkt zu bekommen. In besonderen Fällen versuchen wir pro bono Geburten zu begleiten oder eine Begleitung zu vermitteln.

Bietest du auch Schwangerschaftskurse an?

Momentan gebe ich mit meiner Kollegin regelmäßig Schwangeren-Retreats, wo es um Erholung, Aufklärung der Geburt, Schwangerschaft und Wochenbett geht. Wir zeigen auch Übungen und bieten Austausch. Außerdem möchte einen besonderen Kurs für Schwangere ab 38 Jahren anbieten, denn ich finde das Schwangere ab Mitte dreißig keinen leichten Weg haben, sich gut und beruhigt fühlen zu können. Diese möchte ich stärken und unterstützen.

Magst du etwas aus deinem Doula Alltag erzählen?

Hast du auch schon ü40 Frauen bei der Schwangerschaft begleitet?

Ich bekomme Anfragen von ganz unterschiedlichen Familien, dabei sind Solomütter, die sich bewusst entscheiden, alleine schwanger zu werden, oder weil der richtige Partner bisher nicht kam. Vor der Entscheidung stand ich auch. Frauen & Paare um die 30, und um oder über 40 Jahre. Bei denen ist eines der ersten Dinge die sie sagen: „Ich bin schon XY alt.“ Pause. Ich gratuliere. Ich finde das großartig. Denn jeder kann das selbst entscheiden. Und bei vielen dauert es einfach eine Zeit. Ich möchte diese Frauen bestärken in ihrem Weg, alles andere hilft nicht. 

Erzählen dir die Frauen von ihren Sorgen aufgrund des Alters?

Da ich keine Ärztin bin, nenne ich die Frauen „Schwangere“ oder „Klientinnen“. Ich denke es ist typ-bedingt, es gibt genauso Mütter mit Anfang oder Mitte 30, die sich viele Sorgen machen, dass die Schwangerschaft nicht intakt sein könnte oder in Bezug auf die Geburt zunächst sehr aufgeregt sind.

Und es gibt gelassene End-Dreißigjährige, Anfang-Vierzigjährige, die davon ausgehen, dass alles gut ist und ein Urvertrauen in sich und ihren Körper haben und nicht früher schwanger werden wollten.  Jedoch werden diesen Frauen viel mit Risiko und den Sorgen der anderen um sie konfrontiert  –  was unnötig belastend sein kann. Es geht darum, sie wieder ins Vertrauen zu bringen. Und natürlich gibt es auch viele Mütter, die sich mit aufgrund ihres Alters von Beginn an, sorgen. Das will gehört und gesehen werden und wir finden einen Weg mehr ins Vertrauen zu kommen.

Gerade in Bezug auf das Alter wäre es toll, wenn du noch ein bißchen erzählen magst, denn das ist das, was meine Leserinnen immer brennend interessiert.

Ich finde nur wegen einer Zahl im Pass sollte nicht so ein grosses Aufheben gemacht werden. Jede Frau ist so alt wie sie sich fühlt. Wenn ich Mütter/Frauen, die nicht mehr 25 sind, frage ob sie noch einen Kinderwunsch haben, hör ich entweder entweder ein schüchternes „Ja“ oder ein „Nein, dafür bin zu alt“. Naja, denke ich, wenn du meinst.

Ich bin zwar im Pass vielleicht sogar älter und fühle mich genau richtig dafür.

Es ist wichtig, was wir im Leben möchten und wenn eine Frau fühlt, nochmal oder das erste Mal Mutter werden zu wollen, darf das auch 40+ oder 45+ sein.

Ich mag negatives bewerten nicht. Ich spüre da einen Mangel, bei den Leuten, vielleicht weil sie es sich nicht gestatten Out-of-the box zu denken?  Es bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist, dass wir gut sind zu den Lebewesen, die wir in die Welt setzen, egal mit oder ohne Falten. Nach unten hin wird auch bewertet. Ich habe in meinem Babymassagekurs eine so liebevolle, sehr junge Mutter kennengelernt.

Was Kinder in dieser Welt brauchen sind Eltern mit Herz & Verstand.

Aus deiner persönlichen Erfahrung heraus: Siehst du in irgendeinem Punkt Unterschiede zwischen ü40 – Schwangerschaften/Geburten und denen von jüngeren Frauen?

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass generell Frauen ab oder um die 40, besser informiert sind bzw. sich selbst mehr informieren und Dinge hinterfragen und sich dadurch bessere Geburten ermöglichen.

Pin Doula Hamburg

Sie haben mehr Erfahrung im Umgang mit Menschen, kennen ihren Körper besser, was sehr hilfreich ist für eine gute Schwangerschaft und Geburt. Jüngere lassen sich öfter blenden oder  `fehl´leiten, denken schneller dass sie vieles nicht brauchen, was es an guten Angeboten gibt und hören weniger auf ihre Intuition.

Hören schneller die Risiken und handeln entsprechend unüberlegt, was mögliche Folgen angehen kann, z.B. in Bezug auf Einleitungen, viele Ultraschalluntersuchungen, Gewicht des Babys uvm. Es gibt auch wunderbar junge Mütter, die eine unglaubliche Verbindung zu ihrem Körper haben und deshalb tolle Schwangerschaften und Geburten erleben.

Ich denke darum geht es in erster Linie, sich selbst zu kennen und zu vertrauen und sich entsprechende Hilfe für verschiedene Lebensbereiche zu holen. Die einen haben das früh gelernt, andere später.

Gibt es etwas, das du Frauen mit einem (späten) Kinderwunsch mitgeben möchtest?

Glaub an dich und dein Wunder. Nichts ist zu gut um wahr zu sein.

Was mir u.a. sehr geholfen hat ist das Gesetz der Anziehung. Raus aus dem Mangel und sich so zu fühlen und zu leben als wäre das, was du haben möchtest, schon da ist. Da gibt es unglaubliche Tools und wunderbare Experten auf verschiedenen Ebenen für den Kinderwunsch.

Du bist genau richtig so wie du bist und wenn du einen Kinderwunsch hast, dann glaub an dich und hol dir die passende Unterstützung. Du bist nicht allein. Schau dass du und dein Körper eine gute Basis für dein Baby bilden. Ich denke das ist der Anfang, dass es dir gut geht.

Bietest du auch Online-Betreuung oder bist du nur als Doula in Hamburg tätig?

Ja, ich biete auch Online-Beratungen an. Für eine Begleitung durch die Schwangerschaft, zur Vor- oder Nachbereitung einer Geburt, oder auch in der Kinderwunschzeit. Gerade wenn du dir nicht vorstellen kannst, bei der Geburt von einer Doula Hamburg begleitet zu werden, hilft es dir sehr, vorab gut aufgeklärt und gestärkt zu sein, um in die zu dir passende Geburt zu starten. Hier könnt ihr mit mir Kontakt aufnehmen.

Du hast mir schon verraten, dass dein Kinderwunsch selbst noch nicht abgeschlossen ist. Ich drücke dir von Herzen die Daumen und bedanke mich ganz herzlich für den Einblick in deine Arbeit.

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