Schwanger_mit_44 Jahren unverhofft zum 5. Sohn ein Gastbeitrag
Gastbeiträge & Interviews,  späte Mutterschaft

Ungeplant schwanger mit 44

Ungeplant schwanger mit 44 Jahren, trotz Verhütung. Gibt es nicht? Dann lies diesen Beitrag. Einige von uns/euch versuchen so sehr, mit über 40 schwanger zu werden und anderen kommt es quasi „zugeflogen“. So auch Simone, Fotografin für Familien und Newborn-Fotografie in Freiburg und aktuell nochmal schwanger mit 44 Jahren. Hier folgt ihre Geschichte, voll Liebe und Leben:

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Ich folge Dir auf dem Blog und bei Instagram schon seit einiger Zeit, vielleicht so zwei Jahre…? Weil ich Deine Posts mag und die Gastbeiträge immer spannend finde. Dass ich selbst unverhofft mit 44 nochmal schwanger werde, hatte ich nicht erwartet, aber da es nun so kam, erzähle ich gern meine Geschichte. Das muss auch nicht anonym sein, ich bin da offen und selbstbewusst genug um mit Kritik aller Art umzugehen.

Eines meiner Lebensziele wars schon immer, Mama zu werden. Wenn meine Freundinnen früher sagten, sie wollen Tierärztin werden, oder Tänzerin, oder Sängerin… dann sagte ich immer: „Ich will mal Mama werden, ich will vier Kinder“.

Ich bin aktuell schwanger mit 44 Jahren, gelernte Erzieherin und gelernte Grafikdesignerin, tätig als Vollzeit Fotografin in Schulen, Kitas, auf Hochzeiten und in der Familien- u. vor allem Newbornfotografie. Wenn mein fünfter Junge zur Welt kommt bin ich 45 Jahre alt.

Bei Kind 1 war ich 22 als ich schwanger wurde, frisch ausgelernt als Erzieherin, jung und unvorsichtig, mein Freund – später Ehemann – war damals erst 21, als Louis (heute 21) zur Welt kam und so wurden wir ganz unverhofft ins Elternsein „geballert“… aber wir hatten von Anfang an Freude daran und so folgten Hochzeit und drei Jahre später Kind 2, unser Lenny (heute 18). Wenn ich mir vorstelle, dass Louis schon Vater wäre – eben so früh wie sein Papa – krieg ich eine Gänsehaut… damals dachte ich wir seien ja so erwachsen.

Wenn alte Türen sich schließen…

Leider hat unsere Ehe nicht gehalten, wir haben uns getrennt und ich hab mich 2008 neu verliebt, in meinen jetzigen Ehemann. Der hat die beiden Buben angenommen als wären es seine eigenen Kinder und so entstand der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind. Wir haben einige Jahre gebraucht um uns zu entscheiden, ob wir das wirklich wollen, denn durch den verlässlichen Einsatz meines Exmannes, hatten wir enorm viele Freiheiten, jedes zweite Wochenende gingen wir feiern, wir flogen im Sommer ohne Kids in den Urlaub und anschließend mit den Kindern nochmal… es war eine tolle Zeit und meine ganzen verpassten Freiheiten weil ich so früh Kinder bekam, konnte ich mit meiner großen Liebe nachholen.

Auch machte ich damals die dreijährige Ausbildung zur Grafikdesignerin und Fotografin und war erstmal gut beschäftigt mit Vollzeitschule, Arbeiten am Wochenende um das zu bezahlen und den Kindern die ich hatte.

Leben mit Highneed Baby

Aber dann zogen wir zusammen in ein großes Haus, die Ausbildung war beendet und der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind war einfach größer, so dass ich 2012 nach 7 Jahren Pille am Stück diese absetzte. Ich hatte direkt zwei Wochen danach einen Eisprung und wurde direkt schwanger. Verrückt! Unser Ferris kam zur Welt (heute 10) und hat unser Leben gehörig auf den Kopf gestellt. Er ist schwer zu beschreiben… eigentlich wie Pipi Langstrumpf nur als Junge. Rötliches Haar, große Zähne, Sommersprossen… unbändigen Entdeckerdrang und absolute Autonomität. Er hält sich an keine Regeln, lässt sich nix sagen, weiß alles besser und ist manchmal schon etwas größenwahnsinnig.
Jedenfalls ist er sehr vereinnahmend und anstrengend und der Gedanke an ein viertes Kind rückte in weite Ferne… als Ferris 2 Jahre alt war, war ich 5 Wochen in psychosomatischer Reha. Der Kleine hatte mir sämtliche Energie entzogen – und übrigens, meine erste Ausbildung war Erzieherin und Ferris ja das dritte Kind, man sollte meinen ich wär klar gekommen. Aber dem war nicht so – er hat immer alle Regeln gebrochen, Strukturen die mit den anderen geklappt hatten, hat er einfach platt gemacht…
Nach der Reha ging es mir super, ich hatte viele Tipps an die Hand bekommen und war voller Energie, meine Selbständigkeit aufzubauen.

4 Jungs an der Hand und Komplikationen

Ich bekam meine Tage nicht, wohl war alles etwas durcheinander durch die Reha und der Arzt sagte mir beim Check-Besuch, dass aktuell keine Eier am Eierstock reifen, ich solle mal zwei Wochen warten und wenn nichts passiert, gibt er mir etwas damit das wieder in Gange kommt. Und am selben Abend wollten wir die Chance nutzen, mal ohne Verhütung (ich vertrage die Pille nicht, daher ist das Kondom unser Verhütungsmittel)… zack vier Tage später spürte ich meinen Eisprung. Und tatsächlich war ich schwanger geworden. Unser Flinn wollte wohl dringend noch zu uns und kam 2016 dann zur Welt (er ist heute 7). Ein sehr entspanntes und leicht lenkbares Kind. Zum Glück! Noch so ein Kaliber wie sein Bruder hätt ich nicht geschafft.

Ich hatte eigentlich nach diesem vierten Kind abgeschlossen, ich litt sehr unter der Symphysenlockerung (die wurde mit jeder SS schlimmer), die Plazenta war vorliegend, es kam unter der Geburt zu starken Blutungen und war wirklich gefährlich für mich… ich war froh, dass ich aus der Geschichte lebend und mit einem gesunden Baby raus kam… und auch die erste Zeit erlebte ich damals mit 37 schon sehr anders und sehr viel anstrengender als die Babyzeiten zuvor (bei den anderen Kids war ich 23, 26 und 34).

Ich hab die letzten Jahre damit verbracht, mir ein erfolgreiches Business aufzubauen, von einer Kleingewerbetreibenden wurde ich zur Vollzeitfotografin, die letzten Jahre hab ich sehr viele Kitas und Schule dazu gewonnen und ich hab hart gearbeitet, um die 60 Stunden pro Woche, da ich Personal einstellen und mich vergrößern wollte, um mehr Zeit für die Kids und unsere Familie zu schaffen, denn wer allein selbständig arbeitet, tut das eben selbst und ständig. Ist halt so.
Ich war jetzt an dem Punkt, mit 21 Einrichtungen innerhalb von 4 Monaten (Frühling- u. Sommersaison) plus Hochzeiten, Baby- u. Familienfotografie, dass ich Personal hätte einstellen können um im kommenden Jahr selbst etwas in den Hintergrund zu treten.

Unverhofft schwanger mit 44 Jahren

Diese Schwangerschaft war für mich ein riesiger Schock. Wir haben konsequent verhütet und es ist absolut unerklärlich, wie der kleine Mann es geschafft hat, da durch zu kommen 😉
Es war so schön, dass die Jungs alle schon so groß sind, sich selbst duschen, allein aufs Klo können, sie können alle Radfahren, Schwimmen, gehen zur Schule… man kann sie mitnehmen auf Konzerte oder zu Events… es wirft uns wieder zurück, wie ein Deja-Vu… denn als Ferris kam, waren Louis und Lenny 11 und 8 Jahre alt… jetzt wenn der Kleine kommt, sind Ferris und Flinn knapp 11 und 8 Jahre alt. Der selbe Abstand. Quasi Staffel 3.

Aber Spaß beiseite, wir haben schon beide lange dran geknabbert, das so anzunehmen, ungeplant schwanger mit 44. Ein Abbruch ist für mich nie eine Option gewesen – ich steig über jedes Käferchen, trage jedes Spinnchen vor die Türe.

Ich bin absolut PRO Leben und das lebe ich meinen Kindern auch vor. Wer wäre ich, meine eigene Lebenseinstellung derart zu brechen… und dann kommt noch der Gedanke dazu, dass es so schier unmöglich war, überhaupt schwanger zu werden, ich hab noch 1-2 Eisprünge im Jahr. Vor diesem entscheidenden war der letzte im Oktober 2022… und dazu haben wir verhütet… dazu bin ich 44… wenn dann trotzdem so unbedingt noch ein Leben in mir entstehen möchte, dann soll das wohl so sein.

Falls die Frage aufkäme: JA – natürlich hätt ich mich nach vier Jungs mal über ein Mädchen gefreut. Aber die Freude darüber, dass der Kleine gesund ist, dass der Harmonytest unauffällig war und alles soweit gut für ihn verläuft, ist viel größer und wichtiger. Die Jungs schleppen die Mädels irgendwann von alleine ins Haus – wir sind bei den Großen ja schon an dem Punkt.

Und mal ehrlich: FÜNF Söhne! Das ist doch mega! 

Unangenehme Begleiterscheinungen während der Schwangerschaft

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Leider hat sich bei mir im Sommerurlaub eine Thrombose im Auge gebildet, dadurch jetzt ein Makulaödem und eine Netzhautschwellung, ich sehe auf dem rechten Auge nicht richtig und die medikamentöse Therapie (Spritzen ins Auge) muss erstmal warten, da das zu verabreichende Medikament in Zusammenhang mit Fehlgeburten steht. Die Situation ist sehr belastend, ich brauch als Fotografin zwei gesunde Augen und weiß nicht, was aktuell durch die Schwellung kommt (die geht durch die Behandlung zurück) oder was durch den Venenverschluss abgestorbene Netzhaut ist (das ist nicht mehr zu retten). Aktuell hab ich noch knapp 50% Sehkraft auf dem rechten Auge. Somit große Zukunftsängste was mein Business angeht.

Dazu kommt große Angst vor dem weiteren Verlauf der Schwangerschaft, wie schlimm die Symphyse wieder wird (es tut jetzt schon ordentlich weh), Angst vor weiteren Thrombosen oder ähnlichem. Ich werde einen Kaiserschnitt machen lassen, da die letzte Geburtserfahrung so traumatisch war und ich Angst vor starken unkontrollierten Blutungen habe… aber vor dem Kaiserschnitt hab ich auch Angst… dazu die Ängste wie ich das hinkriege mit dem Kleinen wieder zu arbeiten, ob er auch so ein verrücktes Kerlchen wird wie unser dritter… und wie schnell mein Körper wieder einsatzfähig ist. 

Ich versuche es mit entspanntem Zuwarten und Vertrauen in meinen Körper, aber auch die Ängste sind einfach da und nicht weg zu quatschen.

Hattest du je mit Vorurteilen oder Sprüchen zu tun, aufgrund deiner familiären Situation oder deines Alters?

Ja, immer mal wieder. Als ich mein erstes Kind bekam hat ein ganzes Dorf auf mich geblickt, ich hab damals noch in meinem Heimatort gewohnt, wo mich alle kannten, das Getratsche „s Schillinger Maidli kriegt a Kind!“ hat mich schon tierisch gestört… immerhin war ich ausgelernt und hatte einen festen Partner, ich war ja keine 16 mehr… und fand das alles nicht fair. Daher wars mir sehr wichtig, alles richtig zu machen und nach außen die perfekte Mutter zu geben. So hab ich doch manchmal die Außenwirkung über die Bedürfnisse meines Kindes gestellt (bzw. eigentlich der beiden Kinder, denn Lenny kam ja drei Jahre später dazu und ich wohnte noch immer dort, dann die Trennung von meinem Exmann und was das an Getratsche mitsich brachte), was mir im Nachhinein wirklich leid tut.

Vor 12 Jahren sind mein dann neuer Partner und ich in einen anderen Ort gezogen, hier kamen die beiden Kleinen zur Welt und da man als Zugezogener kein „Dörfler“ ist, ist es schon viel angenehmer. Aber auch sonst war ich gelassener und blöde Sprüche prallen an mir ab. Dabei war allerlei:

  • „Manche haben kein anderes Hobby“ ebenso wie
  • „Keine Lust zu arbeiten“ etc –
  • aber vor allem Mitleidsbekundungen, weil ich ja immer nur Jungs bekomme.
  • Statt Gratulationen bei Kind 4 gabs traurige Blicke, „Du Arme…“ – völlig bescheuert wenn Du mich fragst. 

Spitzenreiter ist die Frau meines Vaters, die perfekte Ein-Kind-Mutter die mich nie verstanden hat und dies auch immer laut kundtut.

Aber Menschen, die mich wirklich kennen wissen, wieviel ich arbeite und trotzdem für meine Kinder gebe und wie sehr ich meine Männerbande liebe – und alle anderen können mir getrost den Buckel runter rutschen.


Liebe Simone, vielen Dank für den wunderbaren Austausch und die persönlichen Einblicke in dein/euer Leben! Ich/wir wünschen dir von Herzen alles Liebe für die restliche Schwangerschaft sowie für dein Auge. Auch hoffe ich, dass du mit dem geplanten Kaiserschnitt dein altes Geburtstrauma ein wenig hinter dir lassen kannst. Wer Simone bei Instagram folgen möchte, findet sie unter „Simone Knobloch Fotografie“.

Möchtet ihr auch eure Geschichte erzählen und anderen Frauen und potentiellen Eltern Mut machen? Dann meldet euch gern bei mir! Und wer möchte, hüpft gern in unsere private FB-Gruppe „ü40 Community für späte Elternschaft und Kinderwunsch“.

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