Schwanger_mit_45 Zweites Wunschkind mit über 40 auf natürlichem Weg. Interview!
späte Mutterschaft

Tatsächlich schwanger mit 45 – ein Interview

Claudia war schwanger mit 45 Jahren, ihr Ehemann war zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre alt. Ihr gemeinsamer, zweiter Sohn wurde im Sommer 2022 gesund und munter geboren, trotz einiger Widrigkeiten, die Claudia bereits in ihren 30ern erleben musste. Es war nicht ihre erste, „späte Schwangerschaft“, aber davon erzählt sie uns jetzt selbst!

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Liebe Claudia, du hast mir verraten, dass du meinen Blog schon länger kennst. Magst du uns erzählen, wie du damals auf meinem Blog Mamaleben.de gelandet ist? Und war das noch vor deinem ersten oder zweiten Kind? Hattest du damals bereits einen Kinderwunsch?

Liebe Janin, genau weiß ich es leider nicht mehr seit wann ich Dir folge. Ich glaube es war nach der Geburt meines ersten Kindes, auf jeden Fall bevor Du Dein zweites Kind bekommen hast.

(Anmerkung der Redaktion: Mein 2. er Sohn wurde im März 2020 geboren, ich war schwanger mit 43 bzw. schwanger mit 44 Jahren)

Fehlgeburten und Vorgeschichte

Nun noch die Standard Frage: Wie alt bist du jetzt bzw. wie alt warst du bei den Geburten deiner Kinder? Und wie ist/war dein Mann? 

Ich bin jetzt 45 Jahre alt. Mein Mann ist 5 Jahre älter und damit 50.

Mein erster Sohn ist im Frühling 2019 geboren, da war ich gerade noch 41 Jahre alt (mein Mann noch 46) und mein zweiter Sohn wurde im Sommer 2022 geboren, da war ich gerade 45 Jahre alt und mein Mann schon 50, schwanger mit 45 also.

Du hast mir bereits erzählt, dass du Fehlgeburten hinter dir hast. Konntest du mit deinem Umfeld darüber reden und haben die Fehlgeburten dich an deinem Kinderwunsch zweifeln lassen?

Vorab vielleicht. Ich habe meinen jetzigen Mann erst mit 39 Jahren kennengelernt. Vorher habe ich einen latenten Kinderwunsch ziemlich gut mit Arbeit übertönen können. Zudem hatte ich mit 34 einen Unfall mit Schlaganfallfolge und mit 35 eine größere Endometerioseoperation.

Insgesamt hatte ich zwei Fehlgeburten in den frühen Wochen im Abstand von 3 Monaten. Ich konnte mit niemandem sprechen, da niemand wusste, dass wir einen Kinderwunsch hatten. Ich wollte auch nicht öffentlich darüber sprechen, weil ich ja selbst kaum daran glaubte, dass wir ein Kind bekommen könnten. Darüber zu sprechen hätte es realer gemacht, so war es einfach ein stiller Wunsch. Nein es hat mich nicht zweifeln lassen. Sehr geholfen hat mir, dass mir eine alte Schulfreundin, die ich zufällig nach Jahren wieder traf, erzählte, dass sie nach drei Fehlgeburten ein putzmunteres Kind bekommen, hat mit Ende 30. Das Fehlgeburten häufig sind, war mir nicht bewusst und dass man danach durchaus noch normal Kinder bekommen kann auch nicht. Das Wissen hat mir sehr geholfen gelassen zu bleiben, auch wenn ich natürlich jedes Mal sehr traurig war. Diese Trauer nicht teilen zu können war schwer. Auch hätte ich mir gerne nach diesem Ereignis mehr Zeit gelassen es erneut zu versuchen, aber da tickte dann in meinen Ohren die Uhr doch zu laut.

Aber generell wurde es als sehr positiv gesehen, dass die Befruchtung an sich funktionierte.

Schwanger mit 45

Hattest du eine/n verständnisvolle/n Gyn und wurdest du in deinem späten Kinderwunsch bestärkt oder eher über Risiken aufgeklärt?

Meine Blutwerte hatte ich durch eine Kinderwunschklinik bewerten lassen und ein Schilddrüsenwert war nicht ganz optimal. Darauf ist meine alte Frauenärztin aber nicht eingegangen. Daher habe ich nach der 2. Fehlgeburt meine alte Frauenärztin verlassen und mir eine Frauenarztpraxis mit besonderen Fachkenntnissen hierzu ausgesucht. Generell war diese Frauenärztin sehr relaxed und meinte bis 43 Jahre würde sie da kein Problem sehen. Als ich dann beim zweiten Kind mit 44 Jahren zu ihr kam, fühlte ich mich in der Praxis aber generell trotzdem total bestärkt und gut aufgehoben (sie meinte da nur mit Augenzwinkern, sie nimmt was sie kriegt).

Supplemente

Hast du die Kinderwunschzeit supplementiert? Also Nahrungsergänzung eingenommen oder anderes versucht, was helfen soll?

Ja, da wir keine Zeit zu verlieren hatten wollte ich alles, was eine Verzögerung hätte darstellen können, vorab beseitigen. Ich bin zum Zahnarzt, hab die Zähne gecheckt, habe Impfungen nachgeholt, Zyklustees getrunken und Vitamine für den Kinderwunsch eingenommen, sowie auf eine ausgewogene Ernährung geachtet. Zudem habe ich versucht das Thema „gesunde Eizellen“ & den Zyklus besser zu verstehen und mich hier eingehend eingelesen. Hier bin ich auf die Biologin Darja Wagner gestoßen, die auch Bücher zu dem Thema geschrieben hat.

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Wie haben euer Umfeld, eure Eltern, Kollegen etc reagiert, als ihr die Schwangerschaft(en) verkündet habt?

Es waren alle sehr überrascht, aber haben sich total gefreut. Insbesondere meine Eltern, die noch keine Enkel bis dato hatten. Lediglich meine beiden Bonuskinder im Teenageralter haben sehr ablehnend reagiert, womit ich absolut nicht gerechnet hätte. Ich selbst hab mich so gefreut, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, dass sich jemand in meinem Umfeld nicht freuen würde. Das war dann anfangs auch keine einfache Zeit, da wir zusammengewohnt haben. Inzwischen sind sie zum Glück alle ein Herz und eine Seele. Im Rückblick hätte ich mir da aber sicher mehr Gedanken drüber machen müssen.

Hattet ihr euch einen Zeitraum gesetzt, gerade vom Alter her, bis zu dem ihr versuchen möchtet, erneut schwanger zu werden?

Nein. Ich hatte beim ersten Kind einen ungeplanten Kaiserschnitt und der Arzt riet mir ein Jahr zu warten. Mit dem Urteil hatte ich weitere Kinder ausgeschlossen und ich war auch fein damit, da mich die Rolle als Mutter, Bonusmutter in der Coronazeit voll ausgelastet hat. Trotzdem habe ich, warum auch immer, die Schilddrüsenmedikamente weitergenommen und auch Folsäure. Erst als sich familiär (nach drei Jahren) alles entspannte, kam leise der Gedanke nochmal auf und prompt in dem Monat wurde ich quasi ungeplant schwanger (und ich war froh die Medikamente weitergenommen zu haben).

Auf natürlichem Weg schwanger mit 45 – Check in der Klinik

Habt ihr Hilfe einer Klinik in Anspruch genommen oder sind deine Schwangerschaften „auf natürlichem Weg“ entstanden? Eine Frage, die glaub ich viele Frauen sehr beschäftigt. Ob noch eine „normale“ Chance für sie besteht.

Eine Kinderwunschklinik haben wir nur für die Voruntersuchungen in Anspruch genommen. Einfach weil dort abgestimmt die Untersuchungen für den Mann und die Frau gemacht werden und das auch von der Krankenkasse bezahlt wird. Danach kann man sich immer noch entscheiden, ob man den Weg einer künstlichen Befruchtung gehen will oder nicht. Ergebnis war, dass man uns (mit meiner Krankenvorgeschichte) eine 8% Chance zusagte, auf natürlichem Weg mit 45 schwanger zu werden. Noch während wir in den Voruntersuchungen waren, bin ich das erste Mal spontan schwanger geworden. Als ich dann schwanger war, wurde ich wieder von meiner regulären Frauenärztin begleitet.

Auch die 2. Schwangerschaft entstand auf natürlichem Wege.

Seit dein erstes Kind auf der Welt ist, wie sind die Reaktionen deines Umfeldes, wenn sie dein Alter hören? Auch in Bezug auf deine zweite Schwangerschaft.

Die meisten sind erstaunt, wenn sie mein Alter hören, aufgrund der Kinder werde ich wohl automatisch jünger eingeschätzt. Aber alle Reaktionen waren positiv. Mit Sicherheit auch, da ich keinen Zweifel gelassen habe, wie sehr wir uns freuen.

Die Schwangerschaften körperlich

Wie hast du deine Schwangerschaften körperlich geschafft? Würdest du sagen, es ist ein Unterschied, als wenn Frau dabei jünger ist?

Körperlich war ich bei beiden Schwangerschaften sehr fit und konnte bis zum letzten Tag durch die Wohnung tanzen. Ich habe gut auf meine Ernährung geachtet, Schwangerschaftsgymnastik gemacht und kam beide Male schlanker aus der Schwangerschaft, als ich reingegangen war. Da habe ich jüngere werdende Mütter schon ganz anders erlebt.

Insgesamt habe ich aber seitens der Ärzte ein größeres Rundumpaket bekommen, so habe ich prophylaktisch aufgrund meiner Vorgeschichte, aber auch wegen des Alters ab positivem Schwangerschaftstest Progesteron und über die ganze Schwangerschaft hinweg, Heparin gespritzt und Thrombosestrümpfe getragen, Schilddrüsenmedikamente & Schwangerschaftsvitamine genommen,  und auch mehr Vorsorgeuntersuchungen erhalten.

Wie geht es dir jetzt, als 2-fache ü40 Mama?

Dankbar und glücklich über meine Familie, insbesondere da mein Mann auch ein echter Familienmensch ist. Allerdings empfinde ich es als sehr anstrengend, wenig Unterstützung durch zum Bsp. Großeltern zu haben. Sie leben zwar alle noch, aber sie haben auch ein entsprechendes Alter und können/wollen die Kinder nicht allein übernehmen. Die großen Geschwister sind inzwischen ausgezogen. Auch macht mir das baldige Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie Gedanken.

Kennt dein Umfeld dein Alter? Gehst du damit offen um, wenn du danach gefragt wirst? 

Klar, warum nicht? Ich habe wie gesagt keine negativen Erfahrungen gemacht. Mein Freundeskreis hat sich etwas verjüngert. Aber das liegt an den gemeinsamen Themen, wie Kinder, Hausbau etc.  Gemeinsame Themen & Herausforderungen verbindet viel mehr als das reine Alter. Im Übrigen gibt es in unserer Kita auch ü40 – ü44 Mamas.

Ist eure Kinderplanung abgeschlossen? 

Ja, auch wenn ich mental eher bereit wäre als nach der 1. Geburt. Aber ich bin so froh über mein Happy End dass ich es jetzt nicht herausfordern mag.  Aber es ist auch schon irgendwie ein kleiner Abschied, den ich ein wenig betrauere. Aber wäre ich kinderlos und hätte den Wunsch, ja dann würde ich es auch jetzt noch versuchen.

Claudias Tipps

Gibt es etwas, das du potentiellen ü40 Eltern mit auf den Weg geben möchtest? Oder auch der Gesellschaft?

Im Zuge meiner Recherchen/eigenen Erfahrungen ist mir klar geworden:

  • dass es unter anderem auch deshalb „wenig“ über 40 Mütter gibt, da viele ihren Kinderwunsch schon abgeschlossen haben, daher glaube ich stehen die Chancen gar nicht so schlecht und man sollte es auf jeden Fall versuchen.
  • Spät Kinder bekommen zu können liegt auch an den Genen (Eizellenreserven). Die Chance steigt, wenn Vorfahren auch spät Kinder bekommen haben. Leider weiß man das oft nicht, da wie gesagt oftmals in jüngeren Jahren die Planung schon abgeschlossen war. In meinem Fall hatte meine Oma tatsächlich mit 44 Jahren noch ungeplant ihr 4. Kind bekommen.
  • Zudem braucht es nur eine einzige gute Eizelle und auch die schaut gerne früher oder später vorbei, also dran bleiben und nicht aufgeben. Dennoch hat mir persönlich mental geholfen vorab körperlich abzuklären, ob dem Kinderwunsch auf natürlichem Wege was entgegensteht und mich aktiv mit dem Thema zu beschäftigen (Also Informationen einholen, auf die Ernährung zu achten etc.)
  • Apropos eine gute Eizelle…hatte man mir eine 8% Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Wege schwanger zu werden vorausgesagt, schärft mir meine Ärztin nun ein, ich solle ja verhüten, wenn wir nicht ein weiteres Kind wollen. So unterschiedlich können die Ratschläge sein.
  • Fehlgeburten…sie sind nicht schön und traurig, aber die Natur hat sich was gedacht, wenn sie den kleinen Krümel nicht weiterlässt und es sagt rein gar nichts darüber aus, dass es beim nächsten Mal nicht gut gehen kann, selbst bei wiederholten Fehlgeburten (im Übrigen egal in welchem Alter). Ich kenne auch junge Frauen, die mehrere Fehlgeburten hatten, ehe sie ihr Kind in Händen hielten, allerdings ist hier natürlich der Zeitfaktor hintern heraus ein anderer.
  • Unabhängig vom Alter gibt es die verschiedensten Faktoren, warum eine natürlich entstehende Schwangerschaft erschwert sein kann, und dennoch gibt es all die tollen Geschichten, wo es einfach trotzdem geklappt hat, also umgebt Euch mit positiven Menschen und Geschichten. Ich drücke allen mit Kinderwunsch die Daumen


Liebe Janin, danke dass ich meine Geschichte „schwanger mit 45“ erzählen durfte und hoffe, der einen oder anderen Mut gemacht zu haben. Wer Fragen an mich hat, kann mir gerne eine Nachricht senden.


Vielen Dank, für das großartige und ausführliche Interview! Claudia hat mir ihre Email-Adresse zur Verfügung gestellt, die ich gern bei Bedarf an euch weitergebe, aber aus Spam-Gründen hier nicht veröffentliche. Bei Instagram findet ihr sie unter dem Namen „bluemedallion“. Der Account ist nicht öffentlich.

Falls ihr an weiterem Austausch interessiert seid, kommt gern in unsere FB-Gruppe „Ü40 Kiwu & Elternschaft“.

Ihr findet ihr weitere Interviews:

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