Plötzlich Mama! Schwanger ohne es zu wissen! Die unglaubliche Geschichte einer Schwangerschaft.
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Plötzlich Mama – Schwanger ohne es zu wissen!

Schwanger ohne es zu wissen? Zack, plötzlich Mama. Tatsächlich habe ich schon davon gehört, aber konnte mir natürlich nicht vorstellen, wie das möglich sein soll. Wie kann einem der eigene Körper so einen Streich spielen? Kennt man seinen Körper so wenig oder wollen die Frauen die Schwangerhaft nicht wahrhaben? Was steckt dahinter?

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Ich freue mich wirklich sehr, dass ich nun eine Interviewpartnerin gefunden habe, die auf genau diese Art und Weise, plötzlich Mama wurde! Wie sich diese unglaubliche, aber am Ende so wunderbare Geschichte zugetragen hat, erzählt euch nun Nadine.


Ich heiße Nadine, bin 39 Jahre alt und lebe in Hamburg. Ich bin Heilerziehungspflegerin und arbeite in einer Kita. Kinder wollte ich schon immer haben, aber leider sollte sich dies schwieriger gestalten, als ich gedacht habe.

Anfang 2016 haben wir aufgehört zu verhüten, also mit Anfang 30. Für uns der perfekte Zeitpunkt für ein Kind. Bis 2018 hat sich aber leider keine Schwangerschaft eingestellt. Ich hatte schon deslängeren Probleme mit dem Ausbleiben meiner Periode, habe das aber auf den Stress geschoben.

Im November 2019 bin ich zu meiner Frauenärztin gegangen und diese stellte ein 10cm großes Myom fest. Das wurde dann im Februar 2020 entfernt, gerade vor Beginn von Corona. Dabei wurde auch eine Eileiterdurchlässigkeitsprüfung gemacht.

Die Vorgeschichte: Niederschmetternd

Leider musste ich zweimal operiert werden, da bei dem ersten, ambulanten Eingriff gesehen wurde, dass das Myom sehr anfällig für Blutungen war. Die OP wurde abgebrochen, aber die Eileiter noch gespült. Es hieß zu dem Zeitpunkt, beide seien in Ordnung. „Zum Glück“ wurde ich aber einige Tage später im Krankenhaus nochmal operiert und dort ergab die erneute Prüfung, beide Eileiter sind zu! Erklären konnte sich das keiner.

Im Mai 2020 wurde ich, nachdem meine Periode immer noch nicht da war, ans Endokrinologikum verwiesen. Dort wurde dann ein großes Hormonbild gemacht. Leider wurde ich dort sehr schlecht behandelt und nur mit einer angeblichen Insulinresistenz nach Hause geschickt. Es hieß, alles wäre super. Als dann bis zum Januar 2021 immer noch keine Periode einsetzte, ich aber meinen Stress und mein Gewicht bereits verringert hatte, ging ich erneut zur Frauenärztin. Diese schaute mich sehr irritiert an, da sie verwundert war, warum ich noch in keiner Klinik gewesen sei. Mein AMH-Wert war so schlecht und lag nur bei 0,05. Die Endokrinologie hatte das wohl vergessen zu erwähnen.

Klar war also, auf natürlichem Weg können wir keine Kinder bekommen.

Anmerkung der Redaktion: Der AMH-Wert sagt nur etwas über die Menge der Eizellenreserve aus, nicht jedoch über ihre Qualität. Es reicht durchaus eine gute Eizelle, um schwanger und plötzlich Mama zu werden.

Leider erfuhr ich an dem Tag, dass meine Schwester schwanger sei und das hat unsere Beziehung doch sehr auf die Probe gestellt. ich bin nach einigen Monaten in meiner Familie mit dem Stand der Dinge bei uns, offen umgegangen. Das hat aber auch dazu geführt, dass einige Sorge hatten mich nach meinem Befinden zu fragen, aus Angst, ich würde zusammenbrechen.

Ich habe dann etwas im Internet geschaut und bin auf das FCH in Hamburg gestoßen. Dort wurde dann alles nochmal getestet, auch bei meinem Freund.

Mein AMH-Wert lag dann nur noch bei 0,03!

Es wurde dann mit dem höchsten Satz stimmuliert, um Eizellen zu produzieren. Wir haben 4x versucht zu stimmulieren, 3 Mal mit Pergoveris und einmal mit einer deutlich günstigeren Tablette. Es ist nie ein Ei gewachsen, es gab keine Punktion und nichts, was für einen Transfer geeignet gewesen wäre.

Im Januar 2022 habe ich dann entmutigt aufgegeben, denn ich habe gemerkt, wie alles an mir zehrt.

Wir haben uns über Adoption und Pflegschaft informiert, sind da aber schnell an unseren Grenzen gestoßen. Das Jugendamt machte uns auch sehr wenig Hoffnung, da wir nicht verheiratet waren.

Im Juni 2022 haben wir uns dann gegen Adoption entschieden und gesagt, wir schauen uns die Pflegschaft und das dazugehörige Verfahren mal an. Ich wollte nochmal einen Termin in einer anderen Kinderwunschklinik machen, habe mich aber irgendwie nie getraut.

Ab September 2022 wurde ich sehr oft krank und habe dann im Januar 2023 eine Immunkur gemacht.

Bis dato hatte ich, bis auf einige zusätzliche Kilos, keine körperlichen Veränderungen festgestellt! Ich habe aber auch sehr gern genascht. Ich musste häufig zur Toilette, dies sollte aber mit der Immunkur zusammenhängen. Diese machte ich bis zum März 2023.

Langsam machte es mir Angst und ich habe mal gegooglet (nie wieder!, lasst das bloß sein), denn es kamen gruselige Sachen raus. Ich hatte mir gesagt, wir fahren erstmal in den Urlaub, entspannen und schauen danach weiter. Im März 2023 waren wir in Dänemark, dort habe ich alles mitgemacht:

  • Dünen klettern
  • Rad fahren
  • Sauna
  • Schwimmen etc.

Plötzlich Mama

Mir ging es nie schlecht. Am 1. April 2023 sind wir aus dem Urlaub zurückgekommen. Ich hatte bis dahin 15kg zugenommen. Am 5. April wurde mein Blasenproblem immer schlimmer und es kamen massive Rückenschmerzen dazu. Ich dachte, es wäre endlich meine Periode, auf die ich ja mittlerweise seit einigen Jahren gewartet hatte.

Am Abend gegen 23 Uhr haben wir uns auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Meine Rückenschmerzen wurden so massiv. Dort angekommen, hatte ich den Wagen meines Freundes vollgepullert. Heute wissen wir, es war die Fruchtblase!

In der Notfallpraxis wurde ein Urintest gemacht der ergab eine schwere Blasenentzündung. Es gab ein Antibiotika und Schmerztropfen und ich durfte wieder nach Hause gehen. Ich wollte vorher nochmal zur Toilette. Dort blieb ich aber, weil ich nicht mehr aufstehen konnte.

Anmerkung der Redaktion: Kurz vor den Presswehen setzt ein Gefühl ein, dass Frau denkt, sie bekommt Stuhlgang.

Schwanger trotz eines AMH Werts

Die Praxis hatte mittlerweise geschlossen und alles war dunkel! Mein Freund suchte mich und brachte mich dann mit dem Rollstuhl in die Notaufnahme. Dort bekam ich sehr schnell ein Zimmer und eine sehr liebe Krankenschwester an die Seite gestellt. Es muss mittlerweise so ca. 0:30 Uhr gewesen sein.

Die Schwester fragte mich, ob es möglich sei, dass ich schwanger wäre. Schwanger ohne es zu wissen? Dies verneinte ich, da mir mittlerweile von 5 Ärzten gesagt wurde, das dies nicht möglich sei.

Nach kurzer Zeit kam eine Ärztin mit einem Ultraschallgerät und schaute, was mir so Schmerzen bereiten würde.

„Frau N., Sie haben ein Herz und einen Rücken im Bauch, Sie bekommen gerade ein Baby!“

Ich etwas neben mir: „Ähm, nee… das ist nicht möglich. Was ist es? Ist es gesund? Was passiert jetzt?“

Dann rief ich meinen Freund an, denn er wurde nach Hause geschickt, um mir Kleidung zu holen.

„Schatz, anderes Krankenhaus, wir bekommen ein Baby!“ Aufgelegt.

Es kam ein Rettungswagen und ein Notarzt. Mein Freund war vor mir im Kreißsaal und wurde schon informiert, das es gleich ganz schnell gehen kann und das viele Menschen da sein werden, weil man ja nicht wissen kann, wie es dem Baby geht.

In meinem Kopf gingen so viele Gedanken herum. Angekommen und es waren nur 3 Menschen und wir dort. Ich habe 3x gepresst, dann musste leider die Saugglocke geholt werden. Am 6. April 2023 um 1:26 Uhr war sie geboren. Alles dran, kerngesund, plötzlich Mama.

Deine/eure Geschichte ist unfassbar und unfassbar schön. Wie hat euer Umfeld reagiert?

Unsere Umgebung war fassungslos. Nach gefühlten 20 Telefonaten haben wir am Anfang immer gesagt: „Setzt euch hin, wir müssen euch etwas sagen.“

Alle sind unheimlich glücklich und freuen sich mit uns. In meinem Kopf sind aber viele Gedanken: Ist sie wirklich normal? Habe ich ihr Schaden zugefügt? Wird sie von ihrem Ruf des Wunderkindes wegkommen?

Mein Mann war tiefenentspannt und hat immer nur gesagt: „Ich dachte du stirbst. Wir wollten ein Baby und es ist das Beste, was uns passieren konnte.“

Ihr hattet keine Ausstattung, wie hat das alles so kurzfristig geklappt?

Meine Mama ist mit meinem Freund am Tag der Geburt spontan einkaufen gegangen. Autositz, Kinderwagen, Wickelkommode, Windeln und etwas Kleidung. Zack, 2000 Euro. Als wir aus dem Krankenhaus kamen, lagen schon ein paar Päckchen vor der Tür mit Geschenken. Von den Nachbarn erhielten wir ein Beistellbett und durften noch nach Kleidung schauen.

Wir haben von überall Hilfe bekommen, sofern wir sie wollten.

Wie ging es dir emotional und körperlich?

Zwei Tage nach der Geburt nach Hause gekommen und es war komisch. Komisch schön. Ich habe das mit dem Wochenbett aber erst realisieren müssen. Mir ging es ja vorher nie schlecht und dann auf einmal, soll ich mich ausruhen und meinem Körper Ruhe gönnen.

Wir sind am Samstag nach Hause, dann war ich erstmal lange duschen und wir sind spazieren gegangen. Am Abend hat mein Kreislauf dann schlapp gemacht und ich musste den Sonntag nochmal in der Notaufnahme verweilen. Mein Blutdruck ist seitdem erhöht.

Ich habe dann versucht, mich mit dem Wochenbett auseinander zu setzen und mir Ruhe zu gönnen. Aber schlecht habe ich mich nie gefühlt. Ständig habe ich meine Tochter angeschaut und gedacht: „Hoffentlich hat sie keinen Schaden davon getragen.“ Dieser Gedanke begleitet mich täglich.

Plötzlich Mama. Eine verrückte Zeit. Irgendwann habe ich versucht, Frauen zu finden, die ähnliches erlebt haben, aber leider ohne Erfolg. Zudem noch das Alter. Ich merke einfach, dass ich andere Themen habe, als jüngere Mütter. Aber einen Treff für ältere Mütter habe ich auch nicht gefunden.

Wir genießen das gemeinsame Leben sehr! Wir konnten direkt nach Ostern (sie war 4 Tage alt), eine Hebamme finden, einen Kinderarzt, einen Kitaplatz und alles mit den Behörden regeln. Wir hatten einfach echt Glück und das Timing passte so gut, dass mein Mann den April mit uns zuhause verbringen konnte.


Hier findet ihr weitere Mutmachgeschichten, Interviews und Beiträge zum Thema späte Elternschaft. Kommt auch gern in unsere private Facebook-Gruppe zum Thema ü40-Community für späten Kinderwunsch und späte Elternschaft!

Und falls ihr auch so eine tolle Geschichte kennt, Nadine würde sich sehr über Rückmeldungen freuen.

2 Comments

  • Stefanka

    Eine ganz spannende Geschichte, die Mut macht! Ich habe es auch so erlebt, dass man mir Panik machte mit dem niedrigen AMH Wert. Ich hatte einen Wert von 0,6 mit 39 Jahren und bei mir konnte auch die Kinderwunschklinik nicht helfen – 2 IVFs waren erfolglos. Nach einer Stoffwechsel Umstellung wurde ich auch plötzlich natürlich schwanger. Ich begleite jetzt beruflich Paare, die schwanger werden möchten und diese Geschichte mit dem AMH Wert von 0,03 bestätigt noch mal meine Erfahrung und Wissen, dass es doch nicht darauf ankommt, sondern alles sehr komplex ist, aber vor allem, dass es möglich ist! Wunder geschehen ❤️!
    Mein Instagram Account lautet naturchance_by_stefanka falls jemand vorbeischauen möchte 🙏

    • Mamaleben

      Vielen Dank für deine Geschichte! Ja, dass es auf den AMH-Wert allein nicht ankommt, haben jetzt schon einige Geschichten bestätigt. Auf meinem Insta-Profil in den Highlights gibt es dazu auch ein paar Geschichten. Wie du schon sagst, dass Thema ist sehr komplex und es kommt auf einiges mehr an. Liebe Grüße, Janin

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