Schwanger_mit_48 ein Interview
Gastbeiträge & Interviews,  späte Mutterschaft

Schwanger mit 48 durch Eizellspende

Es folgt ein Interview zum Thema: Schwanger mit 48. Die Interview-Partnerin möchte anonym bleiben, daher lassen wir ihren Namen liebevoll aus. Ich bin dankbar, dass ihr eure persönlichen Geschichten mit uns teilt und gleichzeitig macht es mich traurig, dass wir/ihr Angst vor Verurteilungen habt. Diese Angst ist unserer Gesellschaft geschuldet und den wenigen, boshaften Kommentaren, die die eine oder andere von euch bereits erhalten hat. Die Mehrheit meiner Leser/Innen interessiert sich sehr für eure Geschichten, ist wertschätzend und unterstützend!

a4f690939b2a4364b95cf287ca7b251c

Magst du uns erzählen, wie alt du und dein Partner seid und ggf. wie viele Kinder ihr/du schon hast und wie alt du bei deren Geburten warst?

Ich werde im August 50, mein Mann ist 47. Wir haben ein gemeinsames Kind, das jetzt im Juli 2023, ein Jahr alt geworden ist.

Aus der letzten Ehe habe ich 4 Kinder. Eine Tochter, bei der Geburt war ich 25, ein Sohn, da war ich 30, eine Tochter, da war ich 32 und dann wieder ein Sohn, da war ich 36. 

Das „neue“ Kind ist wieder ein Mädchen.

Bist du (immer) schnell schwanger geworden oder hat es gedauert?

Laut Frauenarzt wäre ich wohl nicht ohne weiteres beim ersten Kind schwanger geworden, weil ich meine Periode ganz unregelmäßig hatte und demnach auch Eisprünge gar nicht oder wenig stattgefunden haben. Nun ja, als ich mich dann quasi in Therapie begeben wollte, dass sich alles einpendelt, war ich zu diesem Termin schon schwanger gewesen ohne es zu wissen- allerdings auch erst ganz frisch. So kam ich zu meiner ersten Tochter.

Das nächste Kind kam dann eigentlich auch dann, wann wir es geplant hatten. Derweil hatten sich meine Hormonwerte wohl eingependelt.

Kind Nummer 3 war nicht geplant und kam auch nur 1,5 Jahre später zur Welt.

Vor dem letzten Kind in 2008, aus der damaligen Ehe, hatte ich eine Fehlgeburt und auch nochmal danach.

Welche Rolle spielte ein Kinderwunsch in deinem Leben?

Da ich eigentlich immer als Partymaus unterwegs war, konnten mich andere und auch ich mich selbst, so schnell zumindest nicht als Mama sehen. Außerdem habe ich damals schon sehr gerne meinen Sport (Bodybuilding ausgeübt. Mit dem richtigen Partner kam dann der Wunsch auf. Nach dem ersten wollte ich erstmal kein weiteres Kind, da die Geburt nicht so schön war und meine Tochter mich sehr beansprucht hat. Aber nachdem dann das dritte „aus Versehen“ da war und wir dann auch in ein größeres Haus gezogen sind, kam dann Nummer 4. 

Ab dem Zeitpunkt haben wir es einfach drauf ankommen lassen, obwohl Kinder- wenn sie ausserdem nicht ganz gesund sind (das würde aber hier den Rahmen sprengen davon zu erzählen) schon an den Kräften zehren, wenn auch der Partner fast nie zu Hause ist und man alles mehr oder weniger allein stemmen muss.

Endlich schwanger mit 48, dank Eizellspende

Magst du uns erzählen, wie es dazu kam, dass du mit 48 Jahren schwanger geworden bist?

Als ich mit meinem jetzigen Mann zusammen kam, war ich, nachdem wir zusammen gezogen waren, eigentlich sofort schwanger. Das war im Dezember 2019 und ich war zu diesem Zeitpunkt 46 Jahre alt.

Leider hatte ich eine Fehlgeburt unter der ich sehr gelitten habe, zumal mein Mann noch keine Kinder hatte.

Wir haben uns dann ein halbes Jahr später in die kostspielige Kinderwunschbehandlung begeben. Mit im Endeffekt verschiedenen Therapieansätzen, zwischendurch und auch am Ende ICSI, aber mit keinem Erfolg, obwohl sich noch Eizellen entnehmen und zum Teil auch befruchten ließen. 

Wir gaben es nach 1,5 Jahren durchgängigen Behandlungen (also bei jedem Zyklus) und vielen Tiefs auf.

Geklappt hat es dann sofort mittels einer Eizellspende im Ausland. Wir sind dankbar um jeden Tag mit unserer kleinen Sonne.

Hast du dich bzw. deinen Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet? Falls ja, wie?

Man achtet schon ein wenig mehr auf sich, vor allem, da es ja theoretisch jederzeit hätte klappen können. 

Ich habe mich gesund ernährt und regelmäßig „bewegt“. Außerdem habe ich Vitamine, Mineralstoffe, Q10, Probiotika genommen.

Kennst du zufällig deinen AMH Wert, als du schwanger geworden bist?

Der war – typisch für das Alter – schon sehr niedrig. Ich glaube, irgendwas mit 0,1. Nichtsdestotrotz ließen sich mit Hilfe von Clomifen meistens eine, manchmal auch zwei Eizellen locken. Und das über einen längeren Zeitraum.

Was ging in dir vor, als du von deiner Schwangerschaft erfuhrst? 

Ich war überglücklich und gleichzeitig sehr ängstlich. Ich habe regelmäßig bei meiner Hausärztin meinen HCG-Wert mittels Blutabnahme testen lassen.

Wie hat dein Partner/Mann reagiert?

Der hat sich genauso wie ich gefreut und mitgefiebert, dass alles gut geht.

Wie war die Reaktion bei deinem/deiner Gyn? Hast du dich gut aufgehoben und unterstützt gefühlt?

Ja. Das war kein Problem. Allerdings ist sie diagnostisch nicht besonders gut. Das wusste ich aber vorher, hatte aber als ich umzog, keinen Termin bei anderen Gyn-Praxen bekommen.

Wie waren die Reaktionen in deinem Umfeld?

Auch sehr positiv. Ich glaube, ich selbst habe mit meinem Alter das größere Problem als andere.

Hast du noch Kontakt zu anderen, späten Eltern?

Nein, leider nicht. Bzw kenne ich durch die Krabbelgruppe eine ältere Mama, aber die ist auch „erst“ 40. (Anmerkung der Redaktion: Ich musste hier so schmunzeln! „Erst“ 40, herrlich)

Schwanger mit 48 Pin hell

Wie hast du deine Schwangerschaft und die Geburt erlebt? Körperlich und emotional?

Körperlich ging es mir im Großen und Ganzen gut. Ich hatte einen Gestationsdiabetes, aber damit bin ich klar gekommen (bin selbst Diätassistentin).

Ich hatte eine zwar sehr junge, aber tolle Beleghebamme; die hat mich sehr gut davor, dabei und auch danach betreut.

Dankbarkeit war mein ständiger Begleiter in der Schwangerschaft und auch während der Geburt. Da ließ es sich für mich immer gut ertragen, egal was war. Selbst die Einleitung, die ich eigentlich vermeiden wollte, und die sich bei größter Hitze über zwei Tage hinzog, habe ich deshalb gut hinnehmen können.

Körper und Emotionen mit über 40?

Manche Leserinnen mit über 40 fragen sich, ob sie Schwangerschaft und Baby körperlich noch schaffen. Was meinst du dazu?

Ich denke, dass ich körperlich fitter bin als so manche übergewichtige junge Frau. 

Das einzige, was dieses Mal im Vergleich zu meinen jüngeren Jahren nicht so gut verlief (obwohl ich damit eigentlich gar nicht gerechnet hatte), war die Beckenboden-Heilung. Da merke ich selbst nach einem Jahr, dass der noch nicht wieder so ist wie vor der Geburt. Ging „früher“ schneller. Da bin ich relativ zügig wieder gejoggt und habe auch meine Sportkurse wieder abgehalten. Und – da musste ich mich auch selbst schlau machen- hatte ich starke Gelenkschmerzen, die mit dem wohl stärkeren Hormonabfall nach der Schwangerschaft zu tun hatten. Das ist aber mittlerweile weitestgehend auch wieder alles ok, außer halt der normale Verschleiß.

Insgesamt denke ich, dass ich meinen Körper aufgrund meines Alters besser kenne als früher und auch sensibler wahrnehme.

Ich habe ein relativ pflegeleichtes Baby und ich wusste außerdem, was auf mich zukommen kann. Deshalb geht es mir sehr gut. Ich stille meine Tochter auch noch. Das ist alles kein Problem und mein Mann unterstützt mich wo er kann. Das kenne ich aus meiner früheren Ehe nicht wirklich. 

Gibt es etwas, das du anderen Frauen mit spätem Kinderwunsch mit auf den Weg geben möchtest?

Für uns war die Eizellspende der wahrscheinlich einzige Weg und auch die letzte Möglichkeit, um noch ein Kind zu bekommen. Schwanger mit 48, ich würde es jederzeit wieder so machen, denn ich durfte dieses Kind austragen. 

Die eigenen Eizellen, auch wenn sie noch vorhanden sind, sind leider alt und lassen sich nicht so befruchten bzw. dann auch nicht austragen, sodass man mitunter viel Leid erfährt.

Dies soll keine Werbung sein! Ich möchte nur aufzeigen, dass es diese Möglichkeit der Eizellspende, wenn auch bisher nur im Ausland, gibt, und dass man darüber vielleicht nachdenken sollte.

Lasst auch auf jeden Fall die Spermien-Qualität eures Partner testen. Denn das war auch mit ein Fakt, warum es aus mehreren Gründen nicht so geklappt hat.

Haltet euch fit und damit auch gesund!

Und denkt daran: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg


Vielen Dank für diesen Einblick und auch die Ehrlichkeit. Möchtet ihr weitere Beiträge zum Thema späte Mutterschaft lesen, findet ihr sie gesammelt hier.

Vielleicht interessieren euch auch:

6 Comments

  • Ute Heinen

    Vielen Dank für diesen schönen Text. Mein jetziger Mann und ich haben uns auch entschieden mit einer Eizellspende schwanger zu werden und waren in Prag. Beim 2. Versuch hat’s jetzt endlich geklappt und ich bin in der 12. ssw mit Zwillingen. Im Februar werde ich 48 und ich fühl mich bisher sehr gut. Beiden Schätzen scheint es auch gut zu gehen sie sind sehr mobil. Ich freue mich sie im August im Arm halten zu können.

    • Mamaleben

      Liebe Ute, vielen Dank für deine Rückmeldung! Wundervoll zu lesen, dass es geklappt hat und ich drücke euch die Daumen, dass alles problemlos verläuft und ihre eure Wunder im August im Arm habt! Witzigerweise habe ich ja nach diesem Beitrag hier, noch einen über Eizellspende in Prag veröffentlicht. 🙂 Alles Liebe und falls du noch nicht in unserer Fb-Gruppe bist, komm gern dazu! Über 650 ü40-Mamas sind wir dort. PS: Ich werde auch im Februar 48, am 29. um genau zu sein. 🙂

  • Chrissi

    Danke für Deine Geschichte, welche mir viel Mut für unseren Weg zum Baby macht! Mit 45 bin ich derzeit auch in Kiwu-Behandlung im Ausland und hoffe sehr, dass wir auch bald ein „Wunder“ erleben dürfen!

      • Anke Siritoudis

        Hallo,
        als ob meine Geschichte geschrieben wurden ist. Nur mit dem Unterschied ich hatte noch keine Kinder. Wir haben auch eine Eizellenspende im Ausland vollzogen im April 2022. Und im Dezember 2022 habe ich meine Zwillinge auf die Welt gebracht. Schwangerschaft war ohne Probleme für die Mädels . Für mich schon viel Wasser in den Beinen und Armen und ein sehr hoher Blutdruck ansonsten super. Ich habe es genossen bis zur 37. SSW wo sie per Kaiserschnitt geholt wurden sind.

        • Mamaleben

          Vielen Dank für deine Nachricht, das ist ja toll! Vielleicht gibt es demnächst auch einen Blogbeitrag, bei dem das Thema im Vordergrund steht. Solche Rückmeldungen wie eure, sind für andere Frauen sehr wichtig. Magst du noch verraten, in welchem Land du warst und ob du mit dem Ablauf etc. zufrieden warst? Lieben Gruß, Janin

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert