Ist_mein_kind_hochsensibel
Achtsamkeit,  an meinen Sohn,  Kleinkind,  Logbuch,  Persönliches

Ist mein Kind hochsensibel? Was sollte ich beachten?

Du fragst dich, „Ist mein Kind Kind hochsensibel ?“ und hast danach die Suchmaschine durchforstet und bist hier bei mir gelandet. Ich möchte dir erzählen, wie es bei uns war und wie ich mir immer sicherer wurde. Vorab aber erstmal:

Ist mein Kind hochsensibel?

Kürzlich habe ich bei einer Psychologin einen schönen Satz gelesen, leider weiß ich ihren Namen nicht mehr.
dfbc505a5f8d43669bbda88acf319d4a
„Hochsensibilität ist keine Diagnose, sondern ein Zusammenschluss von Eigenschaften.“ 

Es gibt also nicht DEN einen Faktor, der bestätigt, dass dein Kind hochsensibel ist, sondern mehrere Hinweise im Laufe der Zeit, die am Ende den Schluss zulassen.

Sowie wir auf die Welt kommen, sind wir einer Unmenge von Umweltreizen ausgesetzt. Das beginnt mit dem hellen Licht, jeder Menge Geräusche, neue Gefühle auf dem Körper (Kleidung, Cremes, Windeln, Warm/kalt, Hände etc.) und endet in einer wahren Flut von Reizen im Laufe unseres Lebens. Ihr kennt sicher das Gefühl, wenn euch mal irgendwo etwas „zu viel“ war. Zu viele Menschen, zu laut und ihr die Stille oder die Ruhe danach richtig einsaugt. Das ist ganz normal, für jeden von uns. Im Laufe unseres Lebens lernen wir, damit umzugehen und uns die Ruhe zu gönnen, die wir benötigen.

Nun gibt es aber Menschen bzw. Kinder, die diese Reiz-Überflutungen nicht so gut wegstecken wie andere. Deren Filter mehr Reize durchlässt und ihr Gehirn nicht verarbeiten kann und mag. Sie sind vielleicht schneller „quengelig“ und es heißt: „Nun stell dich doch nicht so an“ oder „Er ist aber hypersensibel“. Da heißt es, genauer hinzuschauen und zu hinterfragen.

Aber von vorn.

Hochsensibilität, so war es bei uns:

Als mein Baby wenige Wochen alt war, sang ich ihm ein Lied vor und er begann zu weinen. Es war mein erstes Kind und ich dachte, entweder singe ich so schlecht oder es ist faszinierend, wie Musik Babys berührt. Damals war mir nicht bewusst, dass es nicht bei allen Kindern so ist.

Wir wollten unser Baby baden und es war ihm sichtlich unangenehm, bis er sogar anfing zu schreien. Ich hatte immer das Gefühl, 37 Grad sind ihm zu heiß. Mein Mann tat das ab, denn es ist ja die übliche Baby-Bade-Temperatur. Ich setzte mich durch, mein Bauchgefühl sagte es mir und bis heute, 5 Jahre später, badet mein Sohn bei 35 Grad! Natürlich haben wir es immer mal wieder auf normal-Temperatur versucht und immer dann sagte er: „Es ist mir zu heiß“.

Natürlich könnte man es jetzt abtun mit den Worten: „Stell dich nicht so an.“ Aber wem wäre damit geholfen? Ist mein Kind überempfindlich? Nein, er ist hochsensibel. Und ob nun 37 oder 35 Grad ist uns egal, aber für ihn macht es DEN Unterschied.

Als Kleinkind war er auf Spielplätzen gern allein. Er suchte keine Kinder-Nähe und saß immer etwas abseits. Damals dachte ich noch, ok, Kinder fangen ja erst später an, Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Die Eingewöhnung mit 2 Jahren in der Krippe lief nicht gut und Trennungen generell fielen ihm immer schwer. Es ging soweit, dass ich ihn mit 3 aus der Kita abmeldete und wir mit 3 3/4 erneut starteten.

Er hatte von klein auf, ein Auge für Details und stellte sofort fest, wenn etwas anders war an uns. Er hat bis heute „feine Antennen“. Inzwischen ist er 5,5 Jahre alt und wir können vieles Besprechen. Das macht einiges im Alltag leichter und führt zu mehr Verständnis füreinander. Solang die Kinder aber noch sehr klein sind und sich nicht gut artikulieren können, brauchen eure Kinder eure Unterstützung. Könnten sie hochsensibel sein, umso mehr!

Ist mein Kind hochsensibel – das können Anzeichen sein:

  • Hochsensible Kinder benötigen mehr Begleitung als andere. Das heißt, sie brauchen lange eine Einschlafbegleitung
  • In der Kita möchten sie im wahrsten Sinne des Wortes, von einer Person „abgeholt“ bzw. in Empfang genommen werden, Trennungen fallen ihnen schwer
  • Sie möchten nicht auswärts schlafen, so lieb Oma und Opa auch sein mögen
  • Hochsensibel kann auch bedeuten, auf Reize am Körper empfindlicher zu reagieren. Das kann das o.g. Badewasser sein und auch Stoffe, die als kratzend empfunden werden. Mein Sohn trägt als Unterhemd am liebsten Baumwolle oder Wolle/Seide. Mit höherem Alter kann ich ihn hier und da an Merino-Wolle gewöhnen. Mit der Zeit kann man sowas immer mal wieder versuchen.
  • Viele, hochsensible Kinder vertragen kein Wasser im Gesicht oder auf dem Kopf. Das heißt, Haarewaschen oder „planschen“ ist eher eine Tortur anstatt etwas Schönes. Auch hier heißt es, behutsam vorzugehen und andere Lösungswege zu finden.
  • bei Arztbesuchen lassen sie sich vielleicht nicht anfassen, sie benötigen viel Vertrauen zu einer Person
  • Sie können auch ein höheres Schmerzempfinden haben. Zum Beispiel kein Pflaster zulassen, weil es beim Abziehen ziept. Dann wird halt kein Pflaster genutzt oder ggf. ein Verband gewickelt. Solang kein Leben in Gefahr ist, gibt es Lösungen auf Augenhöhe!
  • Mein Sohn leidet bereits seit seiner Baby-Zeit an Wachstumsschmerzen in den Beinen. Früh konnte er die Beine bzw. den Ort der Schmerzen benennen und wir konnten darauf eingehen. Jetzt mit 5,5 Jahren habe ich es zur Sicherheit beim Kinder-Orthopäden abklären lassen. Wisst ihr was er nach einiger Zeit fragte?

Wollt ihr es noch genauer wissen, gebt in die Suchmaschine ein: hochsensible Kinder Test oder hochsensibel Test Kind.

„Sagt Ihnen der Begriff – hochsensible Kinder – etwas?“ Ist mein Kind #hochsensibel ? Ja ist es. 8 Hinweise, wie es bei uns war. #hochsensiblekinder #hochsensibilität #mamaleben

Mir kamen fast die Tränen, weil endlich jemand aussprach, was ich dachte. Ich wusste immer, dass mein Sohn irgendwie „anders“ in manchen Dingen ist, aber ich mochte es nie zum Thema machen. Ich hatte Angst, er würde einen Stempel aufgedrückt bekommen. In der Kita oder bei Ärzten hielt ich mich immer zurück. Zum Glück war nie eine invasive, ärztliche Behandlung nötig, die ganz sicher in einem wahren Drama geendet hätte.

Nun war da endlich dieser Mann, ein Arzt. Also ein anerkannter Beruf, der mir bestätigte, was ich schon immer wusste. Und der mir die Angst nahm, meinem Sohn damit einen Stempel aufzudrücken, sondern das Positive zu sehen.

Ich habe einen hochsensiblen Sohn und er ist genau richtig wie er ist. Er hat so wunderbare, positive Eigenschaften und ist eine Bereicherung für die Menschen, die mit ihm Zeit verbringen dürfen. Seit kurzem besucht er die Vorschule und auch hier war und ist, eine Begleitung bis zur Tür nötig. Er wird sicherer und wird sich mit der Zeit von allein, immer mehr lösen. Neben dem Begriff „hochsensibel“ gibt es auch noch die gefühlsstarken Kinder. Gefühlsstark hochsensibel? Es gibt die verschiedensten Konstellationen. Ein hochsensibles Kind kann extrovertiert oder introvertiert sein, laut oder leise.

Vielleicht bekommt ihr zu hören: „Früher gab es das auch nicht“ oder „Da mussten wir ja alle durch“ und ähnliche Sätze. Früher mussten die Kinder wirklich unschöne Dinge mit sich machen lassen. Früher gab es keine bedürfnisorientiere Erziehung, Achtsamkeit mit Kindern und ähnliches. Dank einiger Vorreiter wie Jasper Juul, wissen wir es heute besser! Wir nehmen die Bedürfnisse unserer Kinder ernst und distanzieren uns von Druck und Autorität.

Alle Kinder benötigen Begleitung, fühlen Trennungsschmerz und sind mal überfordert. Manche Kinder aber eine Schippe mehr und öfter, als andere. Habt ihr das Gefühl, euer Kind könnte hochsensibel sein, lest euch ein, seht genau hin, hört genau zu und ihr findet einen Weg.

Ist mein Kind hochsensibel? Wenn ja, wird es das immer bleiben!

Mit zunehmendem Alter wird es Strategien finden, um mit den täglichen Herausforderungen und Reizen besser umzugehen. Mein kleiner Sohn ist jetzt 1,5 Jahre alt und bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass er hochsensibel sein könnte. Es liegt also nicht an uns Müttern, die denken, ihre Kinder seien „besonders“, sondern eure Kinder geben euch die Zeichen.

Hast du die Vermutung oder bereits Strategien für euch gefunden?

Ich freue mich, wenn du mir bei Instagram einen Gruß da lässt!

 

 

5 Comments

  • Carolin

    Ganz lieben Dank für euren persönlichen Bericht. Meine Tochter ist jetzt knapp dreieinhalb und im Gespräch mit ihrer Bezugserzieherin tendieren wir auch dazu, dass sie Züge von Hochsensibilität aufzeigt. In einigen der von dir genannten Punkte konnte ich sie auch wiederfinden, was mir hoffentlich hilft, sie weiterhin gut zu begleiten. Ob jemals eine offizielle Diagnose erforderlich sein wird oder wir eben einfach bewusster „vor uns hin leben“, wird die Zeit zeigen. Wichtig ist mir, sie gut aufgehoben und „gesehen“ zu wissen und solange keine gravierenden Probleme auftreten, passt es so für uns.
    Liebe Grüße
    Carolin

    • Mamaleben

      Hallo Carolin, vielen Dank für deine nette Rückmeldung! Ich tue mir ja immer etwas schwer mit persönlichen Berichten über meine Kinder, aber gerade solche Rückmeldungen zeigen mir, dass sie wichtig sind und anderen vielleicht ein wenig helfen. Eine „Diagnose“ gibt es nicht, denn es ist ja keine Krankheit. Aber es ist großartig, dass ihr euch damit auseinandersetzt und sogar die Kita dies tut. Die Begleitung und das „gesehen werden“ fällt dadurch einfach leichter. Es wird wohl immer Situationen geben, die für uns nicht unbedingt nachvollziehbar sind, aber es fällt leichter, sein Kind so anzunehmen. Mein Sohn fand Fasching in der Schule gerade ganz fürchterlich, es war ihm viel zu laut. Obwohl er selbst sehr laut und wild sein kann, aber es ist etwas anderes, wenn sie in der Situation „gefangen“ sind. Ich wünsche euch alles Gute und freue mich, dass du vorbeigeschaut hast!

  • Anne

    Vielen lieben Dank für die Tipps. Morgen ist der Termin beim Kinderarzt. Die Kita meines Sohnes hat mir einen Entwicklungsbericht mitgegeben, der allerdings eher erschreckend war. Von daher bin ich gespannt, was der Arzt dazu sagt.
    Liebe Grüße

  • Anne

    Hallo,

    danke für den Beitrag. Tatsächlich finde ich in vielem meinen Sohn wieder. Er ist jetzt 2,5 Jahre und an manchen Tagen verzweifele ich ob seines Verhaltens. Ich wollte das bei der nächsten U-Untersuchung beim Kinderarzt ansprechen, vielleicht hat der noch weitere Tipps.
    Liebe Grüße

    • Mamaleben

      Hallo, mache das gern, aber lass dich dort auch nicht verunsichern. Hochsensible Kinder sind leider noch nicht überall angekommen. Ich kann dir sehr die Bücher von Nora Imlau ans Herz legen. Ich bin kein Fan von Ratgebern, aber sie schreibt viel über gefühlsstarke Kinder und auch hochsensible kommen vor. Auch der Blog „Geborgen Wachsen“ hilft dir vielleicht weiter. Was es meistens braucht, ist Geduld und Begleitung, auch wenn das nicht immer leicht ist. Alles Liebe für euch!

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert