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Für mehr weniger schimpfen

Weniger schimpfen – leichter gesagt als getan? Ein Selbstversuch.
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Niemand würde auf die Idee kommen, mit einem Baby zu schimpfen. Es liegt da und kann nichts anstellen. Fängt es irgendwann an, mobiler zu werden und aus versehen etwas kaputt zu machen, liegt es uns fern, mit ihm zum schimpfen.

Jetzt fragt euch mal, wann ist der Zeitpunkt dagewesen, an dem wir den Schalter umlegen, und mit unseren Kindern beginnen zu schimpfen?

Ab wann erwarten wir von Ihnen das korrekte Ausführen einer Handlung oder das Befolgen einer Aufgabe?

Habt ihr euch darüber je Gedanken gemacht? Wenn das Baby mit etwas um sich haut, ist uns bewusst, dass es das nicht mit Absicht macht. Es ist ein Reflex oder es probiert sich aus.

Zieht ein Baby etwas vom Stuhl oder wie bei mir, die volle Kaffeetasse von der Couch, schimpfe ich nicht mit ihm. Ich mache mir in erster Linie Sorgen um ihn, gefolgt von Selbstvorwürfen. Schockmomente im Leben als Eltern gehören leider dazu.

Würde mein 4- oder 5-jähriger das Gleiche Verhalten an den Tag legen, wäre ich sauer. Warum?

für mehr weniger Schimpfen

Schimpfen, ein doofes Wort. Ich meine kein Schreien, denn ich glaube fest, dass Schreien zu keinem nachhaltigen Ergebnis führt, außer eine unangenehme Situation für beide Seiten zu schaffen.

Auch kein „mit dem Finger aufs Kind zeigen“. Ich spreche von ermahnen, wir werden auch mal lauter, eindringlicher oder ernster. Vor allem in Gefahrensituationen, die das Kind unterschätzt hat.

Irgendwann entsteht ein unbewusster Zeitpunkt, ab dem wir von unseren Kindern plötzlich dieses oder jenes erwarten. Aber eine Erwartungshaltung kann nur zu Enttäuschungen führen.

  • „Er wird wohl selbst laufen können, er ist doch schon eineinhalb!“.
  • „Er ist schon 2 Jahre, da kann er doch sprechen.“
  • „Wieso macht er denn jetzt nicht, was ich ihm sage? Mit 3 Jahren sollte er das aber wissen“.
  • „Er weiß doch ganz genau, wie ich das meine! Immerhin ist er schon 4.“
  • „Er ist schon 5 Jahre alt. Er sollte doch wirklich still am Tisch sitzen und ruhig sein können“. 
  • „Du bist doch schon 6 und kannst doch wohl allein „dieses oder jenes“ machen!“

„Schon“ oder doch „erst“?

Ersetzt doch mal in jedem dieser Sätze das „schon“ durch ein „erst“ und die Bedeutung des Satzes wird anders gewichtet.

Er kann noch nicht laufen, denn er ist ERST ein Jahr alt. Er spricht noch nicht gut, denn er ist ERST zwei Jahre alt. Auch wenn er dich versteht, versteht er vielleicht nicht wie du es meinst, er ist ERST drei Jahre alt.

Dein Kind ist nicht patzig oder möchte dich ärgern. Vielleicht ist es übermüdet, überreizt, überfordert, weil er deine oder seine eigenen Gefühle nicht versteht. Es ist doch ERST vier Jahre alt.

An unserem Sohn haben wir häufig gemerkt, wenn ihm Dinge zu viel wurden, zu viele Menschen, zu viele Eindrücke. Wir mussten Ausflüge abbrechen. Anfangs haben wir sein Verhalten nicht verstanden, aber dann ging mir ein Licht auf. 

Ruhig sitzen und lange warten fällt ihm schwer, denn er ist ERST fünf Jahre alt und hat einen großen Bewegungsdrang, wie jedes Kind.

Und auch mit sechs Jahren oder mit 10 Jahren, wird es Dinge geben, die dein Kind nicht nach deinen Erwartungen erfüllt, weil es eben ERST sechs oder ERST zehn Jahre alt ist.

Ich bin kein Sozialpädagoge und habe auch sonst nichts mit dieser Branche zu tun. Ich bin einfach nur Mutter, die mal laut wird, mal genervt ist und sich danach bei ihren Kindern entschuldigt. Menschlich.

Wenn euch euer Kind mal wieder so richtig auf den Nerven herumtritt, sagt euch eins: Kein Kind möchte uns ärgern.

Sicher mag es Kinder geben, die uns so vorkommen, die gar unsympathischer wirken als andere. Aber es sind Kinder und kein Kind kann etwas dafür, wie es wirkt oder wie es reagiert.

Nicht verurteilen, weniger schimpfen

Keiner von uns weiß, wie auf dieses Kind zuhause eingegangen wird. Wird es ernst genommen? Wird es wahr genommen oder nur belächelt und von ihm erwartet? Vielleicht bekommt er oder sie nur Aufmerksamkeit über unangebrachtes Verhalten, vielleicht bekommt es kaum Aufmerksamkeit. Vielleicht ist es traurig, vielleicht fühlt es sich allein, nicht gemocht oder hat niemanden, der ihm zeigt, wie es netter mit Menschen sein kann. Wer weiß das schon. Mit einem #baby #schimpfen wir nicht. Wann beginnen wir, mit unseren Kindern zu schimpfen? Ich versuch es gerade mit weniger schimpfen. #achtsammitkindern #beziehungstatterziehung #aufaugenhöhe #bedürfnisorientiert

Wir sind alle nur Menschen und reagieren mal über. Es gibt Tage, da kann ich gelassener mit stressigen Situationen umgehen und es gibt die anderen. Schon morgens bin ich gereizt, nicht zu Späßen aufgelegt und dementsprechend auch eher bereit zu schimpfen. Dabei möchte ich es nicht. Für mehr weniger schimpfen! Abends fühle ich mich schlecht und sage mir: „Morgen wird ein besserer Tag.“ Dann nehme ich mir vor, meine Kinder bewusst wahr- und anzunehmen.

Gefühlsausbrüche kann ich in diesem Zustand besser begleiten und Ungeschicklichkeiten besser wegstecken. Weniger schimpfen. Mir passieren selbst häufig Dinge, über die ich mit mir selber schimpfen könnte. Passieren sie dann meinem Sohn, fahre ich mich runter und sage ihm, in dieser Hinsicht kommt er nach mir.

Vielleicht ist euch dieses Buch eine Hilfe: „Mama, nicht schreien!: liebevoll bleiben bei Stress, Wut und starken Gefühlen“ (Affiliate Link zu Amazon)

 

 

 

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