Logbuch,  Erstes Lebensjahr

Wie das Familienbett zu uns fand

„Und, schläft er schon in seinem eigenen Bett?“ Familienbett? Was soll denn das sein?
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Diese Frage kennt jede Neu-Mama wohl nur zu gut. Ich weiß gar nicht, wie lange es das Wort Familienbett eigentlich schon gibt? Beziehungsweise, wie lange es in Deutschland genutzt wird und diesen Status erreicht hat?

In anderen Kulturen ist es ganz normal, dass die Kinder mit den Eltern in einem Bett schlafen, oder eine ganze Familie in einem Raum. Das hat zwar häufig mit mangelndem Platz für alle Personen zu tun, aber dennoch ist es Gang und gäbe.

Hier wird uns schon im Krankenhaus von der (sehr jungen) Kinderärztin mitgeteilt, dass das Kind

  • separat in seinem eigenen Bett
  • im Schlafsack
  • ohne Nestchen
  • ohne Kuscheltiere
  • bei 18 Grad Raumtemperatur
  • auf dem Rücken

schlafen soll. Na Gott sei Dank, dürfen wir es überhaupt noch im selben Raum behalten (Ironie aus).

Natürlich haben diese Vorgaben ihre Berechtigung. Sie sind ja auf den plötzlichen Kindstod zurückzuführen und das ist wohl der größte Alptraum, der Eltern passieren kann.

Bevor ich Mama wurde…

….habe ich sehr pragmatisch über Kinder gedacht. Ich konnte weder etwas mit ihnen anfangen, noch hatte ich einen Bezug zu ihnen. Das änderte sich natürlich schlagartig, als mein Sohn in mein Leben trat.

Mein Mann zieht mich noch häufig damit auf. Während der Schwangerschaft bauten wir nämlich das Kinderbett im Nebenzimmer auf. Es war ganz selbstverständlich für mich, dass der Kleine in seinem eigenen Bett schläft. Ich ging davon aus, dass er schnell durchschlafen wird (….sorry ich musste kurz lauthals lachen…) und alles so seinen Gang geht.

Mein Mann zitiert mich ab und zu: „Klar, er schläft in seinem Zimmer, in seinem Bett. Ist doch gar kein Problem… „ Dann prusten wir beide los und lachen.

1. Es kommt immer anders und 2. als man denkt! 

In meinem Beitrag, – Warum latente Müdigkeit wunderschön ist –, könnt ihr lesen, wie sich unsere Anfangszeit gestaltete. Ich fasse es nochmal zusammen.

Schon im Krankenhaus schlief der Kleine, wie wohl alle Babys, am liebsten auf mir ein. So bekommt man als Mama natürlich kaum ein Auge zu. Hin und wieder legte ich ihn kurz in das Beistellbett. Aber das waren immer nur kurze Phasen.

Zuhause angekommen…

hatten wir nicht mal ein Beistellbett!

Tagsüber lag der Kleine auf mir, auf der Couch oder auch mal in seinem Laufstall. Natürlich immer auf dem Rücken, wie vorgeschrieben. Das war unser Fehler. Wir haben gar nicht darüber nachgedacht, dass ein Baby tagsüber auch mal auf dem Bauch liegen sollte, um einem Plattkopf entgegenzuwirken.

Als Beistellbett haben wir die Babywanne unseres Kinderwagens genutzt. Die war ja abnehmbar und stand auf unserer Betthöhe genau neben mir. Allerdings habe ich es kaum ausgehalten, dass mein Baby „so weit weg“ von mir lag. Eine Armlänge war schon zu viel. Die Hormone spielen da sicher auch ihre Rolle. So kam es, dass ich den Kleinen zu mir ins Bett holte.

Die Worte der Ärztin noch im Ohr

  • alleine schlafen
  • separat
  • ohne Kissen
  • ersticken unter der Decke
  • Kindstod…

Mit einem fast schlechten Gewissen, habe ich mich trotzdem dafür entschieden, ihn zu mir zu holen. Er lag also auf der Matratze, ohne Kissen, auf Höhe meines Kopfes (damit er mir ja nicht unter meine Decke rutscht) in seinem Schlafsack, umringt von meinem Arm.

Wie das Familienbett zu uns fand

Ich bekam kaum ein Auge zu. Diese Liegeposition war dermaßen unbequem, aber anders ging es für mich einfach nicht. Auch das mehrmalige trinken des Babys war so einfach viel praktischer, anstatt ihn jedes Mal aus seinem Bettchen heben zu müssen.   

Angst vor dem Kindstod

Immer hatte ich diese Angst vor dem plötzlichen Kindstod im Kopf. Ich Rabenmutter, hole ihn einfach zu mir ins Bett, obwohl die Ärzte doch etwas anderes vorgeben. Ich bin egoistisch, ich höre nur auf mein Gefühl und nicht auf die offizielle Vorgabe. (Beim zweiten Kind hat mir eine Sensormatte innere Ruhe verschafft).

Wisst ihr, was ich mir dann gesagt habe? Im Falle eines Kindstodes werden wir so oder so nicht mehr glücklich.

Läge er dabei alleine in seinem Bett, würde ich mir immer den Vorwurf machen, wie konnte ihn nur ganz alleine in seinem Bettchen liegen lassen…. Läge er dabei in einem Bett und etwas passiert, würde ich mir immer den Vorwurf machen, wie konnte ich ihn nur zu mir ins Bett holen.

SO oder SO, ein Vorwurf, mit dem ich immer hätte leben müssen. Welche Variante wäre denn nun die Bessere? Pest oder Cholera? Genau, egal. Ich höre auf mein Gefühl und bespreche das mit meinem Mann.

So war es für uns in Ordnung und der kleine Mann schlief ca. 6 Wochen so in meinem Arm in meinem Bett.

Ich gebe zu, ich wollte wahnsinnig gerne mal wieder auf dem Rücken schlafen, ausgestreckt, ohne Glieder- und Rückenschmerzen. Mein Mann ermunterte mich dazu, dass wir den Kleinen abends in sein Beistellbett legten und es klappte erstaunlich gut. Ohne Probleme, schlief er dort meist ein und erst gegen frühen Morgen, ca. 3-5 Uhr, wenn er unruhig wurde und nach dem trinken nicht so schnell wieder einschlafen wollte, holte ich ihn zu mir ins Bett. Dann schlummerten wir noch eine Weile so.

Nun also doch Familienbett

Er wuchs recht schnell und war für sein Alter immer recht groß. Mama und Papa sind ja auch ziemlich groß. Mit 6 Monaten hatte er 72 cm erreicht.

Das Beistellbett wurde also langsam aber sicher, zu klein. Seine Arme über seinem Kopf waren kaum möglich und seine Füße stießen mehr und mehr ans Ende. Eine neue Lösung musste bald her. Auch das Einschlafritual, das bis dato so problemlos klappte, veränderte sich komplett. An hinlegen und einschlafen war nicht mehr zu denken.

Der kleine Mann drehte sich ja inzwischen auch selbständig auf die Seite und machte erste Anstalten, sitzen zu wollen. Das Zubettgehen, wurde ihm bewusster und es bedurfte schon etwas mehr, ihn zum Schlafen zu bewegen. Haben wir ihn alleine hingelegt, fing er an zu brüllen. Das ging mir als Mama durch Mark und Bein. Wollte ich ihn doch bei mir haben und nicht so weit weg. Egal wie unbequem das war für mich war.

Ich ging also mit ins Bett und legte ihn in die Mitte. Er drehte sich zu mir auf die Seite, kuschelte sich ein und schlief. Dabei konnten wir noch Händchen halten. Im Kopf hatte ich immer noch die geläufige Meinung anderer, dass Kinder doch möglichst alleine schlafen sollten. Wieso? Es war doch offensichtlich so schön für uns beide. Ich genoss seine Nähe und er brauchte meine. Was kann daran verwerflich sein?

Er lag er also in unserer Mitte und am Wochenende genoss auch der Papa sehr, dass der Kleine ihn morgens mit seinem zahnlosen Lächeln anstrahlte.

Dann stand mit 6 Monaten sein erster Urlaub an. 14 Tage Nordsee.

Auf nach Sylt

Wir hatten dort zwar ein Reisebett für das Zimmer bestellt, aber schon vorher sagte der Papa „Ach, die zwei Wochen kann er doch bei uns schlafen“.  Aha, dachte ich mit einem inneren Grinsen.

Gesagt, getan. Auch im Urlaub ging ich immer mit dem Baby ins Bett. Da gucken vielleicht einige von euch fragend. Wir waren nicht alleine im Urlaub und der Trubel im Wohnzimmer war mir einfach immer zu laut. Als hochsensible Person empfindet man Menschen und Geräusche anders. Lauter. Intensiver. Ich brauchte meine Ruhe von allem. So ging ich also mit dem Baby ins Bett.

Das gleich in der ersten Nacht seine ersten 2 Zähne durchbrechen, konnte ja keiner ahnen. Dafür machte er das alles prima. In diesem Urlaub hat er einiges zum 1. Mal gemacht und vor allem, gegessen. Ich habe ihn viel probieren lassen und er hat sein erstes Brötchen bei Gosch genagt.

Wieder zurück in Hamburg und Zuhause, haben wir dann ein wenig unsere Möbel umgebaut. Unser Elternbett ganz an die Wand geschoben und sein Kinderbett daneben gestellt. So war der Plan. So steht nun, 3 Monate später, auch immer noch alles da. Mit dem Unterschied, das der Kleine noch nicht eine Nacht in seinem Bett geschlafen hat…

Mein Mann hat es 2 Abende versucht. Großer Protest, viel Geschrei. Mir blutete das Herz und er hatte natürlich auch keine Lust mehr, allabendlich über eine Stunde auf seinen schreienden Sohn zu schauen.

Er gab ihn mir rüber, der Kleine drehte sich auf die Seite, kuschelte sich ein und schlief. Ich glaube, da haben wir alle drei gemerkt, so soll es sein, so möchten wir es auch.

Klar, manche sagen jetzt vielleicht:

  • „Dann brüllt er halt mal“ oder
  • „Das macht die Lungen frei“ oder
  • „Er tanzt euch auf der Nase rum“ oder
  • „Der hat euch gut im Griff“ etc.
  • „Wo soll denn das hinführen“
  • „Wie lange soll er denn bei euch schlafen?“
  • „Den bekommt ihr nie wieder raus…“
  • „Das Baby bekommt bestimmt einen Schaden“

Aber wisst ihr was? Kennt ihr das schöne Lied

I don´t care

Umso mehr ich mich umgehört habe, umso mehr Mamas und Papas geben zu, dass ihre Kinder bei ihnen im Bett schlafen. Ein Papa lachte und meinte zu mir: „Unser ist jetzt 5 und liegt immer noch bei uns. Und ich genieße jeden Tag, seine kleinen Hände und Füße“.

Ich weiß, vor 40 Jahren war es nicht üblich, Babys bei sich schlafen zu lassen. Aber warum eigentlich nicht? Warum ist es für viele, gerade aus der älteren Generation, so schwer vorstellbar?

Heutzutage hat das Schlafen von Eltern und Kindern im gemeinsamen Bett, sogar einen eigenen Namen erhalten:

Familienbett

Und das ist gut so! Manche schlafen sogar mit mehr als einem Kind in einem Bett. Ja meine Güte, warum auch nicht. Wenn das Bett groß genug ist. Und um Fragen vorzugreifen, die haben es ja anscheinend trotzdem geschafft, ein zweites Kind zu zeugen.

Einige sagen, es gibt ein mega Theater, wenn er/sie irgendwann ausquartiert werden soll. Da hat die liebe BabyLaRogg letztens zu mir etwas Wundervolles gesagt:

„Es gibt nur Theater, wenn das Kind von sich aus noch nicht bereit ist, alleine zu schlafen. Irgendwann wird es ganz alleine in sein eigenes Bett gehen.“

Ich möchte natürlich nicht die nächsten Jahre immer um 19 Uhr – 19.30 Uhr mit ihm gemeinsam ins Bett gehen. Spätestens im Sommer möchte ich versuchen, wieder aufzustehen, wenn der Kleine schläft.

Natürlich bekommt er auch bald auch ein eigenes Kinderzimmer und wenn er laufen kann, kann er sich selber aussuchen, wo er schlafen möchte. In unserem Bett wird er jedenfalls immer willkommen sein und immer einen Platz haben, an dem er sich geborgen fühlen kann und bekuschelt wird, sofern er das möchte.

Jeder soll es doch so machen, wie er oder sie sich damit gut fühlt. Manche Eltern sagen, ihr Kind wühlt viel, sie können so nicht schlafen. Ist doch auch in Ordnung.

So sollten wir es doch generell handhaben. Niemanden verurteilen, immer erst nachfragen und die eigenen Ansichten vielleicht auch mal überdenken.

In diesem Sinne, schlaft alle schön!

Wie handhabt ihr das so? Familienbett, Beistellbett und ab wann wollten eure Kleinen sogar alleine schlafen?

6 Comments

  • NINA

    Hätte meine Geschichte sein können 🙂

    Daumen hoch!!!

    Mir wurden sogar Beratungsstunden vorgeschlagen.. die ich auch annahm und brav das Weinenlassen versuchte.. ohne Erfolg, mir brach auch das Herz ihn da ne Stunde oder so zu sehen..

    Iwann kam mir eine Frau über den Weg, die sagte, dass das mit den 3 H’s zu tun hat.. Häääää??? HIRN/HERZ/HAND.. Solange dein Hirn (Verstand) nicht mit deinem Herzen (Gefühl) übereinstimmt, ist deine Hand unfähig zu handeln..und da ist was Wahres dran… finde ich…

    Sie sagte auch, dass es einfach von großer unendlicher Liebe zeugt und das ja auch positiv sei…! 🙂

    In diesem Sinne : gute Nacht 😀

    • Mamaleben

      Liebe Nina, vielen Dank für diese wunderschönen Worte! Es bricht mir fast das Herz, dass so auf dich eingeredet wurde und du an deinem Mamaherz zweifeln musstest.

      Von den drei H´s habe ich bisher noch nicht gehört. Wunderschön! Wenn ich darf, möchte ich das gerne mal zitieren? Wenn diese Frau dir geholfen hat, nach deinem Bauchgefühl zu handeln, kann man ihr wirklich nur dankbar sein. Ganz toll! Und glaub weiter an dein Bauchgefühl! 😉

      (elbstverständlich kann Frau ihr Kind genauso lieben, wenn es nicht bei ihr schläft. Das möchten wir ja niemandem unterstellen.

  • Charlotte

    Ich finde du hast es auf den Punkt gebracht! Ich bin auch für das Familienbett. Ich selbst habe als Baby auch bei meinen Eltern im Bett geschlafen.😉

    Meine Tochter ist zwar erst drei Monate alt, aber bisschen Erfahrung konnte ich mit ihr und dem zu Bett gehen schon sammeln 😄
    Allerdings kann sie auch alleine in unserem Bett schlafen und wir können in der Wohnstube noch Fernsehen.

    Mir gefällt ja am meisten daran, dass sie so gut wie immer durchschläft und ich natürlich auch, weil ich sie zum stillen nicht aus ihrem Bett heben muss und wir, wenn sie fertig ist, einfach weiter schlafen. Was ich damit sagen möchte ist, sie wird halt nicht richtig wach. 🤗 Und ganz ehrlich, ich brauche sie einfach in meiner Nähe und kann gar nicht anders. Zum plötzlichen Kindstod (ich hab auch große Angst davor) hab ich mal gelesen, dass ein Familienbett diesen Kindstod auch vorbeugen kann, weil die Babys dann nicht zu fest schlafen und das atmen somit nicht vergessen. Ob das tatsächlich stimmt weiß ich allerdings nicht.

    Mein Fazit ist, ich werde es mit allen Kindern die noch kommen mögen so machen wie jetzt!😊

    • Mamaleben

      Liebe Charlotte, vielen Dank für deine super süße Rückmeldung! Unser Schlafzimmer liegt leider auf einer anderen Ebene, daher mögen wir ihn dort nicht alleine lassen.

      Das deine Tochter durchschläft, ist ein Traum! Davon sind wir weit entfernt. Aber FRAU gewöhnt sich an alles 😉

      Die These zum Kindstod kannte ich noch nicht. Aber plausibel klingt es auch. Das ist aber sicher nochmal ein ganz eigenes Thema wert. Und da darf man ja gespannt sein, wie viele Kinder sich irgendwann in eurem Familienbett tummeln werden ;-D

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