Der Verlust eines Kindes darf kein Tabuthema sein
Kürzlich fragte ich unter einem Posting in meinem Instagram-Feed nach dem Jahreshighlight meiner Follower. Sie kommentierten und ein Kommentar stach heraus.
Da dieser öffentlich gepostet wurde, zitiere ich ihn hier:
Leider kein Highlight, sondern das schimmste Jahr in unserem Leben! Unser 8-jähriger, kerngesunder Sohn ist einfach so an einer Grippe gestorben. Das wird die schlimmste Weihnacht für uns.
Schon beim Lesen hatte ich einen Kloß im Hals, Tränen in den Augen und war einfach sprachlos. Das schrieb ich ihr dann auch, weil keine Worte diesen Schmerz fassen können. Wir haben Anfang Dezember, also nicht mehr lang bis Weihnachten.
Nur die Wenigsten (und für die tut es mir sehr leid) können nachempfinden, was Eltern im ersten Jahr nach dem Tod ihres Kindes fühlen. Wie sie das erste Weihnachten erleben und ob man überhaupt jemals lernt, damit zu leben.
Ich erzählte von diesem Kommentar und wurde gefragt, ob es denn sein müsse, so etwas öffentlich zu posten und das noch zur Weihnachtszeit. Ich weiß, diese Aussage war nicht böse oder unemphatisch gemeint, aber ich kann sie nicht nachvollziehen.
Ich sehe das komplett anders!
Der Verlust eines Kindes…
…ist wahrscheinlich das Schmerzhafteste, was Eltern überhaupt erleben können. Ich weiß nicht mal, ob das Wort „Verlust“ hier angemessen ist. Sie haben das Recht, zu jeder Zeit und überall von ihrem Kind zu erzählen. Sie haben das Recht, der Welt zu erzählen, dass sie ein wundervolles Kind hatten, was auf eben dieser Welt lebte und jetzt nicht mehr da ist. Sie haben das Recht!
Nur weil wir uns alle einer Komfortzone bewegen und schlimme Dinge möglichst gern beseite schieben, gehören sie nun mal dazu.
Auch und gerade in der Weihnachtszeit!
In der wir es uns mit unseren Lieben gemütlich machen und uns auf die leuchtenden Augen unserer Kinder freuen. Diesen Zauber der Weihnacht, den Zauber der Kindheit, jeden Tag ein Türchen im Adventskalender zu öffnen, Kinderkarussel auf dem Weihnachtsmarkt zu fahren und Weihnachtsfilme zu schauen.
Verwaiste Eltern haben das nicht mehr.
Sie ertragen, sie leiden, vielleicht sogar zurückgezogen. Sicher zu jeder Jahreszeit gleichviel, überall Erinnerungen. Zur Weihnachtszeit vielleicht nochmal einen Tick mehr. Es ist doch nicht zuviel verlangt, Eltern über den Verlust ihres Kindes sprechen zu lassen. Auch wenn es uns einige Minuten „unwohlsein“ und Traurigkeit kostet. Wir werden es verkraften und können zuhause, bei unseren Kindern, wieder auftanken.
Kürzlich habe ich über die Freundlichkeit von Menschen geschrieben, bzw. über eine Begegnung, die mich wieder an das Gute glauben ließ.
Auch wenn oder gerade weil! wir uns in der Weihnachtszeit befinden, dürfen wir die Eltern, die ein Kind verloren haben, nicht ausgrenzen.
Ich spreche nicht aus eigener Erfahrung (wofür ich sehr dankbar bin) und ich kenne auch niemanden persönlich, der ein Kind verloren hat. Ich weiß nicht, wie ich reagieren kann, wenn mir jemand gegenübersteht und davon berichtet.
Aber zu fragen: „Kann ich etwas für dich tun?“, wäre vielleicht ein Anfang.
Fachkräftemangel und Bettenmangel
Ich schreibe diese Zeilen, währen mein 6-jähriger in der Schule ist. Wie kann ein Kind in unserer heutigen Zeit noch an einer Grippe sterben? Aktuell erkranken sehr viele Kinder an dem RS-Virus. Erst gestern habe ich im Radio ein Interview gehört, es geht um die Krankenhaus- bzw. Bettensituation in Deutschland. Es fehlt überall an Fachpersonal. Die belegbaren Betten werden dramatisch reduziert und so müssen schwerkranke Kinde von Krankenhäusern abgewiesen oder gar 150km entfernt verlegt werden!
Der Interviewte sagte:
Hier in Deutschland sterben Kinder, weil wir sie nicht versorgen können.
Ich weiß noch, dass ich dachte, das könnte jeden von uns treffen. Jedes Kind kann plötzlich erkranken und dann stehen wir vor einem Krankenhaus, das uns nicht aufnehmen kann. Und wer glaubt, das stimmt nicht: erst vor wenigen Tagen wurde eine Followerin von mir, die ich bereits zum Thema „Mama mit 48“ interviewen durfte, mit ihrem 4-jährigen Sohn nach einer Herz-Op von München nach Augsburg verlegt. Im Müncher Krankenhaus wurden die Intensivbetten für Kinder von 24 auf 7 reduziert!
Und dann lese ich abends diese schlimme Nachricht. Es hat mich beschäftigt und so schrieb ich es auf. Meine Art, damit umzugehen und zu hinterfragen, wo uns all das wohl noch hinführen wird.
Seid ihr betroffen oder kennt ihr jemanden – was wünscht ihr euch von „uns“?
Bleibt gesund und kommt gut durch den Winter!