Kindermund
Kleinkind,  Logbuch,  Persönliches,  späte Mutterschaft

Kindermund: „Ich hoffe, dass ich vor euch sterbe“

„Kindermund tut Wahrheit kund“. Das Sprichwort kennt jeder.
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Kleine Kinder gehen ziemlich offen und direkt mit dem Tod um, weil sie noch nicht ganz fassen können, was das genau bedeutet. Irgendwann tut sich aber was und sie verknüpfen neue Dinge, neue Vorstellungen und stellen Fragen. Ihr Gefühlsrepertoire erweitert sich und plötzlich gibt es Ängste, Sorgen, Traurigkeit, Verlust, Überforderung. Eine ganze Schwemme von Gefühlen.

Kurz vor dem 3. Geburtstag meines Sohnes ist unser Seniorhund verstorben. Wir haben unseren Sohn bewusst Abschied nehmen lassen und er hat bei der Beerdigung geholfen. Einige Tage später kam die Frage, wann wir ihn nun wieder ausbuddeln. Das zeigt, dass er damals noch nicht ganz verstanden hat, was „sterben“ bedeutet. Ein wundervolles Trauerbuch findet ihr hier. 

Dann kam das Gefühl von Verlust und Vermissen und öfter begann er zu weinen, am Grab zu sitzen und traurig zu sein. Für mich setzte da der Prozess des Verstehens ein.

Kindermund:

„Ich hoffe, dass ich vor euch sterbe“.

Diesen Satz sprach er kürzlich zu mir, inzwischen ist er 5 Jahre alt.

Natürlich sitzt im ersten Moment ein Kloß im Hals, denn es ist genau das, was jedes Elternteil NICHT möchte. Ich fragte ihn, warum er so denkt und er sagte, er möchte nicht ohne uns leben.

Ich schluckte meinen Kloß herunter, atmete durch und führte das Gespräch fort.

Also erklärte ich, dass es der normale Laufe des Lebens ist, dass die Eltern aufgrund ihres Alters, vor ihren Kindern sterben. Dass er niemals allein sein wird, weil er seinen kleinen Bruder hat und sie füreinander da sind.

Bei diesen Gesprächen geht es mir auch darum, wie viel Wahrheit mein Kind vertragen kann. Lügen kommt für uns nicht in Frage, aber manchmal lasse ich Dinge weg.

Ich bin der Meinung, in diesem Alter können Kinder durchaus verstehen lernen, dass es Situationen gibt, die nicht „normal“ ablaufen. Das es Kinder gibt, die durchaus vor ihren Eltern sterben. Noch im Bauch der Mama, kurz danach oder eben im Laufe ihres Lebens durch Unfälle oder Krankheiten. Vielleicht trifft er mal auf ein Kind, das ein Geschwister verloren hat und offen damit umgeht. So trifft es ihn nicht unvorbereitet.

Solche Aussagen und das Wissen darum, machen ihn traurig, aber doch gehört es für mich dazu, ihn über sowas aufzuklären.

Ich versuche, dennoch keinerlei Verlustängste zu wecken. Daher bringe ich auch die Großeltern nicht ins Spiel, die ja in der Regel noch vor uns Eltern gehen werden. Zu wissen, dass er seine Großeltern verlieren könnte, ist zwar realistisch, aber noch weit weg. Ich denke, damit muss er sich jetzt nicht auseinander setzen.

Du sollst ein langes Leben leben

Wenn wir diese Art der Gespräche führen oder über unsere verstorbenen Hunde sprechen, erzähle ich ihm, was sie für ein langes, schönes Leben bei uns hatten. Und das ich mir für ihn und seinen Bruder dasselbe wünsche.

Manchmal möchte er nicht erwachsen, kein Mann werden, weil er denkt, dann wären wir nicht mehr seine Eltern. Auch hier erkläre ich ihm, dass egal wie alt er sein wird, auch wenn er selbst mal ein großer Mann wie sein Papa wird, wir immer seine Eltern bleiben. Seine Mama, sein Papa, er bleibt immer unser Sohn.

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Für uns Erwachsenen ist das alles selbstverständlich, aber auch wir waren mal Kinder mit Ängsten und Sorgen. Wir versuchen, keine Gefühle herunterzuspielen und solche Ängste der Kinder ernst zu nehmen. Sie durch Gespräche etwas abzuschwächen und durch etwas Positives zu ersetzen.

Das Leben ist toll und wird viele Abenteuer und Überraschungen bereithalten. Wir werden ihn im besten Fall, noch lange auf dieser Reise seines Lebens begleiten. Er versteht noch nicht, das wir „späte Eltern“ sind und was das in Jahren bedeutet. Aber selbst dieser „Umstand“ schließt nicht aus, dass wir noch im hohen Alter für die Kinder da sein können.

Als unser Sohn 2 Jahre alt war, gab es auch eine Phase aus der Kategorie Kindermund: „Du bist böse“.

Mit welchem Satz haben eure Kinder euch aus der Kategorie Kindermund schon umgehauen? Und wie ehrlich besprecht ihr solche Themen?

Mehr zum Thema späte Elternschaft findet ihr hier.

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