Schnullerkind_Titel
Erstes Lebensjahr,  KITA,  Kleinkind

Kann man ein Schnullerkind „machen“?

Kann man (s)ein Kind zu einem Schnullerkind machen, wenn man ihm/ihr einen Schnuller anbietet?
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Wäre ich Mutter eines Einzelkindes, würde ich über dieses Thema wohl nie schreiben, da mir der Vergleich fehlt. Jetzt mit zwei Kindern, merke ich bereits von Beginn an einen Unterschied und den möchte ich mit euch teilen.

Ich mache eine Ausnahme und schreibe über etwas Privates meines Kindes, weil ich es wichtig finde, Eltern die Angst vor dem Schnuller zu nehmen.

Vorweg, ich bin der Meinung, man kann kein Kind zu einem Schnullerkind machen. Wie ich zu der Meinung komme, erzähle ich euch hier.

Viele Eltern sind vor der Geburt ihres ersten Kindes erstmal skeptisch, was das Thema Schnuller betrifft und ich behaupte, die meisten möchten es erstmal ohne Schnuller versuchen.

Zu tief steckt die Angst, ein

„Schnullerkind“

heranzuziehen. Zu tief die Angst vor schiefen Zähnen, einer großen Lücke zwischen den oberen und unteren Zähnen, einem Schnullergebiß.

Der Feind, der Schnuller. Für mich ist er aber ein helfender Freund.

Kurz vor und auch noch kurz nach der Geburt unseres ersten Sohnes, habe ich genauso gedacht. „Wir versuchen es erstmal ohne Schnuller, die armen Zähne“ etc.

Ich habe mein Baby nicht gestillt und so fehlte mir bereits im Krankenhaus die Möglichkeit, ihn zu beruhigen und sein Saugbedürfnis zu stillen. Dazu fehlte mir jegliche Erfahrung im Umgang mit Babys und als die Schwester mir eines nachts meinen Sohn zurück ins Zimmer brachte, hatte er einen Schnuller im Mund.

Anfangs war ich irgendwie sauer, aber es ging ihm gut damit, der Schnuller beruhigte ihn und so nahm es seinen Lauf, er blieb erstmal ein Schnullerkind,

Mein Sohn liebte seinen Schnuller und er ließ sich sofort damit beruhigen. Er weinte wenig, aber so wie er gnaddelig wurde und seinen Schnuller erhielt, schlief er ein. Auch beim Autofahren leistet der Schnuller uns unglaublich gute Dienste. Ich denke, ich kann hier ruhig sagen, er war ein Schnullerkind durch und durch.

Er benötigte ihn allerdings IMMER zum Einschlafen, es ging nicht mehr anders. Wir waren also mit zig Schnullern ausgestattet, auch mit leuchtenden Schnullern für die Nacht. In jeder Tasche, überall, nur niemals einen zuhause vergessen, dann würde das Drama seinen Lauf nehmen.

Auch als er mit zwei Jahren in die Krippe kam, gab der Schnuller ihm Sicherheit. Er durfte ihn dort anfangs behalten und wenn ich weg war, gab er ihn ab. So spielte es sich langsam ein, dass er tagsüber, stundenweise ohne Schnuller zurechtkam. Beim Abholen und sowie wir im Auto waren, verlangte er ihn wieder und brauchte ihn, um den Stress zu kompensieren. Ich sah, wie kaputt er nach der Krippe immer war und daher war der Schnuller immer noch ok für mich.

Mit drei Jahren meldeten wir ihn aus der Kita ab und verbrachten den Sommer über, 7 Monate Kita frei. 

Es vergingen einigen Monate und er benötigte den Schnuller immer noch beim Autofahren und zum Einschlafen. Natürlich wurde das Thema bei meinem Mann und mir immer öfter angesprochen, weil er so vehement an seinem Schnuller hing – ja, er war ein Schnullerkind, durch und durch.

Für wichtig halte ich, die Schnuller regelmäßig auszutauschen. Erst recht, wenn die Kinder drauf herumbeißen, die Schnuller einreißen und durch die eindringende Feuchtigkeit innen, schimmeln könnten. Ähnlich wie Schimmel im Badespielzeug!

Es kam für mich nicht in Frage, ihm seinen geliebten Schnuller einfach „mit Gewalt“ zu entreißen. Wir würden nie auf die Idee kommen, unseren Kindern ihr Schnuffeltuch, ihr Kuscheltier oder ähnliches, wegzunehmen. Einige Kinder hängen aber ebenso an ihrem Schnuller, eine Lösung musste her.

Sanfte Schnuller-Entwöhnung?

Ehrlich gesagt, war ich etwas hilflos, denn eine sanfte Entwöhnung funktionierte nicht so richtig. Wie werden wir den Schnuller los? Auch ich hatte Angst vor einem Schnuller-Gebiss. 

Mit ca. 3,5 Jahren haben wir es mit der Kooperation unseres Sohnes geschafft, dass der Schnuller künftig beim Autofahren und tagsüber wegbleibt. Er brauchte ihn nur noch nachts und das war noch eine Zeitlang ok für uns. Der erste Schritt war gemacht, die Zähne waren noch ok!

Wir haben das übrigens kurz nach Weihnachten gemeinsam mit ihm beschlossen. Es gab eine Belohnung und dafür kam der Schnuller tagsüber weg. Es gab einige Nachfragen und auch mal ein trauriges Gesicht, aber so war die Abmachung und sie funktionierte. Vorherige Versuche mit Schnuller Baum und Co., funktionierten übrigens NICHT.

Es dauerte nochmal einige Monate und wir wollten den Schnuller auch abends loswerden. Er versuchte zwar ab und zu, ohne ihn einzuschlafen, aber es funktionierte nicht. Sowie er eingeschlafen war, nahmen wir den Schnuller weg. Allerdings fragte er manchmal nachts nach ihm und wurde richtig energisch, wenn er ihn nicht bekam. Und wer hat schon Lust auf nächtliches Theater? Ja, wir machten es uns noch eine Weile „einfach“. Aber es wurde immer weniger.

Eines Morgens war der Schnuller tatsächlich irgendwo im Bett verschwunden und natürlich suchten wir ihn nicht. Es war der letzte, der noch im Haus war und so musste er nun, wohl oder übel, ohne Schnuller einschlafen und siehe da, es ging. Es dauerte etwas, aber es ging. Nach über 4 Jahren Einschlafbegleitung durch mich und den Schnuller, endlich ohne.

Wir haben den Schnuller direkt wiedergefunden, aber ihm davon natürlich nicht erzählt. So ergab es sich, dass er von da an, ohne Schnuller einschläft und wir endlich, nach insgesamt tatsächlich 4,5 Jahren, Schnuller frei sind.

Ohne Weinen, ohne bittere Tränen und ohne Geschrei.

Thema #schnullerkind - werden sie dazu gemacht oder ist nicht doch jedes Kind individuell zu sehen? #schnuller #baby #geburt #schwangerschaft #kleinkind #krippe #schnullerkette

Es wird vorgegeben, dass Kinder möglichst mit 3 Jahren keinen Schnuller mehr nutzen sollten, aber wenn es mal etwas länger dauert, geht die Welt nicht unter! Solang die Zähne ok sind und die Kinder die Schnuller nicht stundenlang tragen.

Nun kam das zweite Kind

Ich wurde mit 43 Jahren erneut schwanger und als im März aufgrund Corona, der erste Lockdown kam, war ich hochschwanger und wir fragten uns schnell, wie wir mit dem lästigen Schnuller-Thema dieses Mal umgehen sollen. Wir gingen davon aus, dass wir dieses Schnullerkind „verursacht“ hatten und wollten es anders machen.

Dennoch wusste ich ja, wie sehr der Schnuller ihn beruhigt und mir dadurch geholfen hatte und so besorgte ich vorsorglich wieder einen. Ich wollte dieses Mal vorbereitet sein, damit unser Baby WENN, wenigstens seinen eigenen „Schnulli“ und keinen aus dem Krankenhaus, erhält.

Mein zweiter Sohn wurde spontan geboren und schlief ziemlich gut. Kam jedoch eine Phase, in der er sich quälte und ich ihm den Schnuller anbot, spuckte er ihn direkt wieder aus. Ich war völlig irritiert, hatte ich das noch nie erlebt. Er spuckte und spuckte, immer wieder spuckte er ihn aus. Gut, dann ging es halt ohne.

Gab es mal eine schlimmere Phase oder hatte er Pups-Probleme, versuchte ich den Schnuller erneut und AB und ZU nahm er ihn an, aber meist nur kurz. Er schlief ein und spuckte ihn dann aus.

Zuhause war das zum Lachen, wenn der Schnuller in hohem Bogen aus dem Beistellbett auf den Fußboden flog.

Es lief komplett anders und er entschied das allein! Sein ganzes Verhalten zeigte mir, dass man kein Schnullerkind „machen“ kann. Er ist inzwischen sieben Monate alt und nimmt den Schnuller nur ab und zu. Mal zum Einschlafen oder wenn wir im Kinderwagen spazieren. Aber in beiden Situationen, spuckt er ihn nach wie vor, nach kurzer Zeit aus und manchmal braucht er ihn gar nicht.

Als er mit 4 Monaten operiert werden musste, erhielt er beim Zugang legen Glukose auf den Schnuller und hat ihn danach für ca. zwei Wochen, komplett verweigert. Auch Babys können schlechte Assoziationen entwickeln. Ich war sehr verzweifelt, da das Einschlafen für die zwei Wochen oft eine Quälerei für uns alle war.

Nach einem erneuten Versuch nahm er ihn wieder an und seitdem ist er ein kleines Helferlein. Oft schläft er ohne Schnuller ein und natürlich fehlt mir noch seine Zeit als Kleinkind, um wirklich einen Vergleich ziehen zu können.

Die bisherige Zeit und das komplett unterschiedliche Verhalten der beiden Kinder zeigt mir aber, dass jedes Baby, jedes Kind individuell ist und kein Schnullerkind gemacht wird. Auch Babys haben bereits Vorlieben.

Seht den Schnulli als euren Helfer bzw. eine kleine Unterstützung, um das Saugbedürfnis eures Babys und Kindes zu erfüllen.


PS, die Schnullerkette vom Foto sowie Greiflinge und Co. im selben Farbschema, findet ihr übrigens hier. 

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